Wien Modern: Für Kenner und Entdecker

Matthias Lošek: "Ich wünsche mir einen Austausch zwischen den Zuhörern und den Ausführenden."
Am Mittwoch startet das Festival für zeitgenössische Musik. Intendant Lošek im Gespräch.

Eine siebenteilige "Sitcom-Opera", ein Schwerpunkt zu Georg Friedrich Haas, das Wechselspiel zwischen Film und Musik sowie etliche, neue, bis dato "unerhörte" Töne – auch in seiner 27. Ausgabe (bis 21. 11.) wagt Wien Modern einen Blick auf all das, was es in der Musik der Gegenwart gibt. Zum fünften und vorletzten Mal ist Intendant Matthias Lošek für die Programmierung zuständig; nach der Festival-Ausgabe 2015 übergibt Lošek die Leitung des einst von Claudio Abbado initiierten, spartenübergreifenden Projekts.

Subjektiver Zugang

Der Grund: "Ich werde dann sechs Jahre lang meine Sichtweise auf die zeitgenössische Klassik gezeigt haben, dann soll doch – auch aus Gründen der Planungssicherheit – jemand Neuer ran." Denn, so Lošek, der einst bei den Bregenzer Festspielen die Reihe "Kunst aus der Zeit" (KAZ) erfolgreich leitete: "Jeder Zugang zur Musik der Gegenwart ist subjektiv. Oft urteilen erst kommende Generationen, welche moderne Musik Bestand hat und welche nicht. Ich wollte und will eine möglichst große Bandbreite dessen zeigen, was da ist. Das wird 2015 bis in Richtung Pop gehen."

Koproduktionen

Heuer aber steht etwa Bernhard Ganders "Sitcom Opera" mit dem schönen Titel "Das Leben am Rande der Milchstraße" im Zentrum, die gemeinsam mit dem Konzerthaus und den Bregenzer Festspielen produziert wurde. Lošek: "Es geht mir dabei nicht um die Anzahl der Uraufführungen oder der österreichischen Erstaufführungen. Ich bin kein Uraufführungs-Junkie. Es geht vielmehr darum, gewisse Komponisten im Spielbetrieb zu verankern und im konkreten Fall dem Wiener Publikum zu präsentieren. Es ist oft ein Problem, dass ein Werk zwar uraufgeführt wird, dann aber nirgendwo mehr nachgespielt wird. Dem wollen wir bei Wien Modern ein bisschen gegensteuern."

Begegnungen

Daher ist auch Georg Friedrich Hass eine mehrteilige Personale gewidmet, der "für mich einer der wichtigsten österreichischen Komponisten der Gegenwart ist", so Lošek. Nachsatz: "Ich sehe Wien Modern als ein Festival der Begegnungen. Die Komponisten sind da, es kann zu Diskussionen kommen, auch gern mit mir. Ich wünsche mir einen Austausch zwischen den Zuhörern und den Ausführenden. Denn ich bin definitiv kein Freund irgendwelcher Türme, in denen sich die zeitgenössische Musik verstecken kann."

Dank der Drei-Jahres-Verträge mit der Stadt Wien, einem leicht aufgestockten Beitrag des Bundes und einiger Sponsoren kann Lošek auf ein Budget von 700.000 Euro zurückgreifen. "Damit lässt sich schon einiges machen. Ich klage sicher nicht."

Wovon der künstlerische Leiter noch träumt? Lošek: "Ich habe bisher zwei Mal, ein Mal in Bregenz, ein Mal in Wien den gigantischen Orchesterzyklus ,Spiegel‘ von Friedrich Cerha programmiert. Ich hoffe, dass ich eines Tages eine szenische Umsetzung dieses Meisterwerks erleben darf. Aber das muss nicht als Produzent sein."

Wien Modern sieht Lošek als "Festival für Kenner und Entdecker, das ich nach einer guten Zeit von sechs Jahren in Dankbarkeit übergeben werde." Wohin es ihn dann verschlagen wird? Lachend: "Ich gehe sicher nicht zurück nach Bregenz, folge auch meinem Ex-Intendanten David Pountney nicht nach Cardiff, sondern werde hoffentlich etwas Neues machen. Das Leben ist ja – wie die Musik – ein ewiger Wandel. Und das ist auch gut so.

Link: www.wienmodern.at

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