Die Vorgabe lautete, das Kino möglichst getreu in den coolen Originalzustand von 1960 zurückzuführen. Dabei wurde praktisch alles neu gemacht – von der Elektrik, die auf den letzten Stand gebracht wurde, bis hin zu Böden, Wänden und Decken, die teils erneuert, teils restauriert wurden. Die Kinobestuhlung erhielt neue Polsterung, das Buffet im Foyer wurde nach historischem Vorbild gestaltet. Schließlich ging es auch dem Vorhang in Rot-grau, der die monumentale Leinwand bedeckt, an den Kragen, und er wurde in Europas größte Waschmaschine – die sich in Wien befindet – gesteckt.
„Dabei ist der Vorhang eingegangen und war danach einen Meter zu kurz“, erinnert sich Norman Shetler, Geschäftsführer des Gartenbaukinos, im KURIER-Gespräch an diese Schrecksekunde: „Nach zwei Tagen hat er sich zum Glück wieder ausgehängt.“
Als besonders schöne Erfahrung im Zuge der Renovierungsarbeiten empfand Shetler die gelungene Crowdfunding-Aktion: Mithilfe von über 2.000 Spenderinnen und Spendern wurden rund 200.000 Euro hereingespielt. Unter den Gebern befanden sich Prominente, aber auch viele Menschen, die aus ihrer Kinoliebe heraus spendeten: „Das waren anonyme Kinogeher und Kinogeherinnen, denen die Sache am Herzen liegt – und das hat mich sehr glücklich gemacht.“
Die Wiedereröffnung des Gartenbaukinos soll auch Symbolwirkung für die heimische Kinolandschaft haben, wünscht sich Shetler: „Der Branche geht es zunehmend besser, aber noch nicht gut. Ich hoffe, dass durch die Wiedereröffnung und die bald stattfindende Viennale allgemein wahrgenommen wird: Das Kino lebt. Es gibt eine Kinokultur.“
Vonseiten der Politik wurden jedenfalls positive Signale gesetzt. So hat das Kulturministerium erstmals Kinopreise vergeben, um der Branche unter die Arme zu greifen. Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis für herausragende Programmarbeit ging an die Salzburger Institution Das Kino, worüber sich deren Geschäftsführerin Renate Wurm „unheimlich gefreut hat“: „Das ist eine sehr schöne Würdigung unserer Arbeit, wo wir doch meistens im Hintergrund stehen. Kino ist mehr, als nur Filme abspielen.“
Was die Rückkehr des Publikums in Zeiten von Corona bedingten Unsicherheiten betrifft, ist Renate Wurm positiv gestimmt: „Es wird noch dauern, bis sich das Freizeitverhalten der Leute wieder eingestimmt hat. Andererseits ist James Bond gut gestartet. Das heißt, das Publikum ist zurück.“
Diese Ansicht vertritt auch Christian Dörfler, Branchensprecher vom Kinoverband und Betreiber des Haydn-Kinos. Er zeigt sich „absolut optimistisch“: „Die Besucherzahlen im September lagen bei 70 Prozent von 2019, was ein sehr gutes Kinojahr war. “
Der neue James-Bond-Film, auf dessen Zugkraft die Kinobranche große Hoffnungen setzt, sei „sehr gut angelaufen“, betont Dörfler, aber: „Bond wird die Kinos nicht retten, weil die Kinos nicht gerettet werden müssen. Aber er ist natürlich ganz, ganz wichtig.“
Ähnlich optimistisch sieht das Christof Papousek, Geschäftsführer der Cineplexx-Kinokette: „Bond hat hervorragende Besucherzahlen eingespielt. Das ist erst der Anfang eines starken Kinoherbstes. Die Begeisterung der Menschen, Filme auf der großen Leinwand zu sehen, ist groß, unsere Kinos sind voll auf Kurs: No time to die!“
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