Wenn Musik Geschichte schreibt

Stardirigent Daniel Barenboim leitet den "Fidelio" zum Saisonstart der Scala.
Daniel Barenboim und die Wiener Philharmoniker sind jetzt auch auf CD zu erleben.

Das Neujahrskonzert 2014 war – man kann es so sagen – etwas ganz Besonderes. Nicht nur wegen der Wiener Philharmoniker, die zu diesem Anlass jedes Jahr ihr Bestes geben. Sondern auch wegen Dirigent Daniel Barenboim, der nach 2009 zum zweiten Mal bei diesem „Gruß an die Welt“ am Pult des Orchesters stand und der dieses Konzert allein aufgrund seiner Persönlichkeit in den Rang des Außergewöhnlichen hob.

Gedenken

Vieles galt und gilt es zu bedenken im Jahr 2014. Da wäre der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, der auch von dem großen Humanisten Barenboim als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet wird. Da wäre aber auch der 150. Geburtstag des Musik-Giganten Richard Strauss, den es heuer zu feiern gibt. Und da wäre das Engagement des Maestro für den Friedensprozess im Nahen Osten, den Barenboim mit seinem West-Eastern Divan Orchestra auch auf künstlerischer Ebene vorantreibt. Viel Historie also.

Wenn Musik Geschichte schreibt
CD

Was aber bleibt auf CD? Ein klug zusammengestelltes Programm, das all diesen Aspekten gerecht wird. Ein Orchester, das die Musik der Strauß-Familie quasi im Blut hat, das sich auch bei Werken von Lanner, Hellmesberger oder Delibes hörbar wohl fühlt. Und ein Orchester, das etwa bei der „Mondscheinmusik“ aus Richard Strauss’ Oper „Capriccio“ einfach vollendet aufspielt.

Wenn man die CD anhört, schwingt viel Geschichte mit. Die Einspielung ist dennoch ein pures Hörvergnügen. Man kann bekannte und auch unbekanntere Werke genießen, in all ihrer Subtilität. Denn Barenboim und die Philharmoniker setzen auch auf leise, vollendet ausbalancierte Töne, verleihen aber den Walzern, Polkas, Quadrillen jenes Maß an Dynamik, an Frische, das diese Stücke sicher brauchen.

Ja, das Neujahrskonzert 2014 war ein besonderes Ereignis – das ist auf CD nachhörbar. Die DVD wird Ende Jänner erscheinen; Barenboim aber hat sich schon jetzt in die Reihe der ganz großen Interpreten eingefügt.

KURIER-Wertung:

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