Theater auf dem Theater
Was also tun? Nina Spijkers hat sich einen Kunstgriff einfallen lassen. Sie zeigt diese „Lustigen Weiber“ als Theater auf dem Theater, verortet das Stück allerdings im Jahr 1918. Die Monarchie existiert nicht mehr, Falstaff hat all seine Titel und sein Geld (wenn er je eines hatte) verloren und die Frauenrechtsbewegung nimmt ihren Anfang. Stichwort: Wahlrecht. Dass diese Zeitreise mühelos funktioniert, ist Spijkers, der Bühnenbildnerin Rae Smith sowie den Kostümen von Jorine van Beek zu verdanken.
Man sieht auf der Drehbühne einen sehr dominanten goldenen (Bilder-)Rahmen, Scheinwerfer, viele Tableaus, die sich leicht auf-und abziehen lassen und am Ende sogar den hellen Mond, der diesen „Sommernachtstraum“ beleuchtet.
Clash der Generationen
Immer wieder wird herrlich selbstironisch gezeigt: Seht her, wir spielen nur! Mit Shakespeares Vorlage und mit Nicolais Vertonung. Das führt zu vielen (mitunter bewusst derben) Gags, jedoch auch zu Gesellschaftskritik. Denn Spijkers deutet auch einen Generationenclash an. Hier der aus der Zeit gefallene Falstaff, dort die bürgerlichen Patriarchen Herr Fluth und Herr Reich und deren „lustige Weiber“, die sich nur mit Witz aus der Umklammerung befreien können. Einen großen Schritt weiter geht Reichs Tochter Anna. Sie fordert Frauen- und Freiheitsrechte und bekommt am Ende auch ihren geliebten Fenton. Emanzipation pur.
Dass all diese Ideen aber so aufgehen, liegt auch an den Interpreten. So ist Anett Fritsch eine großartige Frau Fluth mit hellem, wortdeutlichem Sopran, die in Stephanie Maitland als Frau Reich ihr ebenbürtiges Pendant findet. Als Anna komplettiert Lauren Urquhart dieses Powertrio vokal mustergültig.
Und die Herren? Hier ist an erster Stelle der wunderbar komödiantische Martin Winkler als Falstaff zu nennen, der nach überstandener Stimmbandentzündung alles gibt. Gesanglich wie darstellerisch brillant ist auch Daniel Schmutzhard als eifersüchtiger Herr Fluth, Aaron Pendleton gibt einen überaus soliden Herrn Reich. Als Fenton lässt der Tenor JunHoYou aufhorchen. Die kleineren Partien sind mit Alexander Fritze (Dr. Cajus) und Carsten Süss (Junker Spärlich) gut besetzt; tadellos der Chor in der Einstudierung von Roger Díaz-Cajamarca.
Am Pult des sehr guten Orchesters sorgt Ben Glassberg meist für Schwung und eine Prise Italianità. Jubel für alle Beteiligten.
Kommentare