Doch ist Spijkers vor der Premiere nervös? „Ja, sehr. Denn ich bin ein sehr ambitionierter Mensch und ich schätze Lotte (de Beer, die Direktorin, Anm.) sehr. Ich will ihr bei meinem Haus-Debüt eine Aufführung präsentieren, die sie stolz und das Publikum glücklich macht.“ Nachsatz: „Außerdem ist das meine erste echte Opernregie“, so die aus dem Sprechtheater kommende Künstlerin.
Dem Theater ist Spijkers schon sehr früh verfallen. „Ich bin in einer Theaterfamilie aufgewachsen. Meine Eltern haben Regie geführt, gespielt. Ich bin mit meinem Teddybären bei allen Proben gesessen, habe dafür oft auch die Schule geschwänzt. Denn ich liebe es, den Entstehungsprozess einer Produktion mitzuverfolgen.“
Spijkers selbst hat vor allem Sprechtheater gemacht, „wobei ich aber immer mit Musik, mit Songs und Tanz gearbeitet habe. Der Weg hin zum Musiktheater war insofern konsequent“, so die Mutter einer zwei Monate alten Tochter. Doch warum Nicolai und nicht gleich Verdi? „Bei Verdis ,Falstaff’ ist alles auf die Titelfigur zugeschnitten, bei Nicolai nicht. Das interessiert mich viel mehr.“
Doch wer ist nun dieser Sir John Falstaff? „Er ist dumm, weil er an zwei Frauen gleichzeitig Liebesbriefe schreibt. Auf der anderen Seite ist er auch sehr einsam. Er hat alles verloren, was er einst besaß. Wir siedeln die Handlung daher im Jahr 1918 nach dem Zusammenbruch der Monarchie an. Falstaff ist mittellos, und sein Adelstitel ist auch weg. Das ist die eine Welt, die zweite ist jene des Theaters, das am Ende ungeschminkt als solches gezeigt wird.“
An der Oper hat Spijkers jedenfalls Gefallen gefunden. „Ich würde etwa gerne einmal Verdis ,La Traviata’ inszenieren oder die ,Salome’ von Richard Strauss. Einfach alles, was mit starken Frauen und deren Schicksalen zu tun hat. Und eine Operette. Das ist ein fantastisches Genre, weil es Humor und Licht mit Tragik und Dunkelheit verbindet. Eigentlich ein Abbild des Lebens.“
Peter Jarolin
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