Wenn ein Philharmoniker auch für seine Kollegen schreibt

Kritik: Semyon Bychkov und die Wiener Philharmoniker im Musikverein.

Da spielen die Wiener Philharmoniker im Musikverein, da steht mit Semyon Bychkov einer der wohl besten Dirigenten der Gegenwart am Pult. Und dennoch blieben bei den philharmonischen Abonnement-Konzerten am Wochenende (Reprise: heute, Montag) einige Plätze leer. Schade, denn dieses Programm hätte größte Aufmerksamkeit verdient.

"Time Recycling" nennt René Staar – seines Zeichens Geiger des Orchesters – sein neues Werk, das selbstverständlich auch von den Qualitäten der Wiener inspiriert ist und bei der Uraufführung bejubelt wurde.

Neu und eingängig

Der Grund: Staar weiß natürlich bestens um die Klangkultur der Wiener Bescheid und hat "seinem" Orchester dieses Stück auf den Leib geschrieben. Klassisch in seiner viersätzigen Anlage, garniert mit schönen, bewussten Zitaten aus der Musikgeschichte, hat Staar ein sehr eingängiges, hörbares Werk komponiert. Da kreisen die Kontrabässe durchaus jazzig herum, da gibt es lateinamerikanische Rhythmen ebenso wie Choräle. Toll hier die Philharmoniker und Bychkov.

Brillant die Künstler auch bei Franz Schmidts ausladender, spätromantischer noch einmal (1913!) musikalisch die Monarchie beschwörender zweiten Symphonie – so klingen Feste!

KURIER-Wertung:

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