Wenn der Sprechchor die Katastrophe beklagt

Libgart Schwarz spricht den Epilog.
"Kein Licht": Elfriede Jelineks Text zu Fukushima ist seit Dienstag im Kosmos Theater Wien zu sehen.

Die Kurzfassung: Prolog und Epilog waren toll, dazwischen war es anstrengend.

Elfriede Jelineks Text zu Fukushima mit dem Titel „Kein Licht“, 2011 in Köln uraufgeführt und im Herbst 2012 am Salzburger Landestheater gezeigt, gastierte in erweiterter Fassung Anfang September erst in Graz und ist seit Dienstag im Kosmos Theater Wien zu sehen.

In Graz sprach Jelinek den Prolog selbst, in Wien kommt die Jelinek vom Band. Danach die „Sprechoper“ (Musik: Jonas Kocher): Auf einer komplett schwarzen Bühne (Inszenierung und Raum: Ernst M. Binder) steht nichts als ein Marmorsockel, auf dem ein goldenes Fahrrad befestigt ist. Auf dem radelt ein sonnenbebrillter Schwarzhaariger. Drumherum sprechen Frauen mit sandfarbenen Gewändern und knallroten Mündern im Chor über diverse Unbill. Über Zeit, die sie nicht mehr haben, über Töne, die nicht mehr hörbar sind. Themen: Naturkatastrophe Fukushima, Sozialkatastrophe Smartphone und Casting-Shows. Ein durch und durch Jelinek’scher Text.

Der beherzte Sprechchor ist teils mühsam, stellenweise berührend, oft komisch. Jelineks Selbstironie im Prolog bezaubert: „Entschuldigen Sie, Herr Heidegger“.

Richtig gut der zweite Teil: Der Epilog, gesprochen von Libgart Schwarz, handelt von einer Frau, die noch da ist, als sonst nichts mehr ist.In der einen Hand ein Netz mit Hundefutterdosen, sammelt sie mit der anderen Steine ein. Die Trümmer, die noch da sind nach der unbestimmten Katastrophe. Schwarz’ Ton ist berückend. Was für eine Schauspielerin.

KURIER-Wertung:

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