Weil echte Bücher besser riechen

Georg Hauptfeld will Anworten auf Alltagsfragen geben.
Der Wiener Unternehmer Georg Hauptfeld hat einen Verlag gegründet – um die Welt zu verbessern.

Ethik, Moral, Kunst und Arbeitswelt: Georg Hauptfeld will mit seinem neu gegründeten "Konturen"-Verlag "wissenschaftlich fundierte Antworten für den Alltag" geben – und finanziert sie mit seinem Privatvermögen. Aus Idealismus. Der 60-jährige aus Deutschland gebürtige Wiener will die Welt verbessern: "Der Sinn des Lebens kann ja nur darin bestehen, die Welt ein wenig besser zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat. Das ist übrigens auch der einzige Weg zum persönlichen Glück."

Hauptfeld, im Brotberuf Inhaber einer Medienagentur, geht scheinbar furchtlos an die Herausforderung heran: Die Krise im Verlagswesen, sagt er, sei eine Krise der Qualität – zu viele Verlage suchen das schnelle Geschäft. Die Informationsgesellschaft von heute sei unübersichtlich, die Bücher der Edition Konturen wollen Klarheit schaffen. Dem Versprechen "gute Bücher" werden die ersten vier nun vorgestellten Bände des Verlags auf sehr ambitionierte Weise gerecht – mit Wissenschafts-Promis als Autoren und Ratgeber: Da ist etwa die philosophische Abhandlung der Soziologie-Professorin Ágnes Heller über "Die Welt der Vorurteile"; der Unternehmenskultur-Verbesserer des Philosophen und Betriebswirtschafters Michael Vogler mit dem provokanten Titel "Wieso arbeiten wir eigentlich hier?" oder der ehrgeizige Versuch des Historikers und Foucault-Schülers Robert Fleck, die Welt der Kunst kurz und bündig zu erklären: "Was kann Kunst" hat schlanke 142 Seiten.

Ausgewählt

Auch das ist ein Credo des Verlages: Nur ja keine unübersichtlichen Wälzer produzieren. "Im Zeitalter des Internets zeigt sich, dass das Buch Qualitäten hat, die andere Medien nicht haben. Sein Inhalt ist in einer sorgfältig ausgewählten Reihenfolge angeordnet. Dies ist die einzige Form, in der komplexere Zusammenhänge nachvollziehbar übermittelt werden können."

Als Zielgruppe definiert Hauptfeld jene, die "früher einmal dem Bildungsbürgertum angehört haben: Menschen, die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, die richtigen Entscheidungen treffen möchten und dafür Expertenwissen über die Grundlagen benötigen."

Darüber hinaus soll sich sein Verlag zu einer Art Mitmach-Werkstatt für Leser entwickeln: "Nicht jeder, der eine Frage hat, kann sich an einen Experten wenden, um eine Antwort zu erhalten. Ein Verlag kann das. Wir hoffen, dass wir mit steigender Bekanntheit auch Fragen von unseren Lesern erhalten, zu denen wir Bücher machen können, weil sie wahrscheinlich auch viele andere Menschen interessieren. Dann können wir direkt als ,Agenten‘ unserer Leser auftreten."

Agent Hauptfeld will so "Antworten auf auf gesellschaftlich relevante Fragen" geben: Fragen, die das persönliche oder das öffentliche Leben eines Menschen prägen. Bisher hat er rund hundert solcher Fragen gesammelt. "Es ist erstaunlich, worüber man heute oft spricht, ohne ausreichend darüber zu wissen. Es scheint fast so, als wäre es den Menschen peinlich, als glaubten sie, nur alle anderen wüssten Bescheid und sie nicht. Ich bin überzeugt, die Menschen würden zu Antworten greifen, wenn sie wüssten, wo sie zu finden sind."

Fragen, deren Antwort Hauptfeld demnächst in Buchform geben will, sind etwa "Was bedeutet Freundschaft?" oder "Wozu brauchen wir Menschenrechte, wenn sie doch kaum jemand beachtet?". Ziemlich komplex, weshalb die Antwort nicht von der persönlichen Sichtweise der Autoren zu trennen ist. Ein entscheidender Unterschied zu Wikipedia.

"Gute Bücher", glaubt Idealist Hauptfeld, "werden immer Leser finden."

Und dann ist da noch ein letzter, recht banaler, aber durchaus überzeugender Grund, warum Hauptfeld nie aufhören wird, von gedruckten Seiten zu schwärmen: "Ein Buch riecht besser als ein Computer".

Weil echte Bücher besser riechen
konturen
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