Burschikose Brünnhilde
Bei der anfangs sehr burschikos agierenden Brünnhilde der Christiane Libor hätte man sich etwas mehr Power gewünscht. Sie kann hauptsächlich mit den Spitzentönen überzeugen. Aber auch sonst ist bei der Wiederaufnahme des ersten Tages des „Ring des Nibelungen“, der ja heuer zweimal komplett gezeigt wird, ein Ensemble von hoher Qualität zu hören: Marco Jentzsch als jugendlicher Siegmund singt kraftvoll, nuanciert und höhensicher. Textverständlichkeit findet man auch bei Irina Simmes als schönstimmige Sieglinde mit hoher Leuchtkraft. Klar und deutlich singt Bianca Andrew eine kampfbereite Fricka.
Anthony Robin Schneider, nicht nur optisch ein Hüne, sondern auch stimmgewaltig, ist ein Hunding zum Fürchten mit schwarzem Bass. Überraschend, bevor überhaupt gerufen, erscheint der Feuergott Loge (Ian Koziara), der wie schon im „Rheingold“ sehr aktiv ist, und inszeniert mit Stichflammen, Rauch und brennenden Projektionen seinen „Feuerzauber“. Untadelig singen die acht in Lack und Leder gekleideten Walküren. Sie jagen auf imaginierten Rössern durch aufgetürmte Wolkenprojektionen und waschen nackte, tote Helden in einem Bassin.
Tiefe Emotionen
Da das Passionsspielhaus weder über einen Graben, noch eine Drehbühne verfügt, sitzt das Orchester hinter einem Gaze-Vorhang auf der Hinterbühne, während davor agiert und gesungen wird. Dies hat den enormen Vorteil, dass die Sängerinnen und Sänger sich nicht gegenüber dem Orchester durchsetzen müssen und werden dadurch gut und textverständlich gehört. Abgesehen von einigen Einsatzproblemen zu Beginn musiziert das Orchester der Tiroler Festspiele unter Erik Nielsen mit tiefen Emotionen und reichen Spannungen.
Hässliche Tapeten
Auf einer ziemlich leer geräumten Bühne mit Projektionen von hässlichen Tapeten in Hundings Haus, sich auftürmenden Wolken und einer Felslandschaft sowie dem rotleuchtenden Feuerzauber erzählt Brigitte Fassbaender einfach und klar die Geschichte. Scheinbar wohlbekannte Handlungsstränge werden mit feiner Psychologie und kluger, exzellenter Personenführung ohne darüber gestülpter Konzeption gezeigt. Riesiger Jubel im ausverkauften Saal!
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