Wagners wahrhaftige Weltendramen

Das Bayreuther Festspielhaus ist für Wagnerianer der "Heilige Gral"
Wagner-Festspiele: Am grünen Hügel findet die große Oper nicht nur auf der Bühne statt.

Am Samstag ist es so weit. Die Bayreuther Festspiele werden mit Richard Wagners "Tristan und Isolde" in einer Neuinszenierung von Festspielchefin Katharina Wagner feierlich eröffnet; am Pult steht der neu ernannte Bayreuther Musikdirektor Christian Thielemann.

Doch von "O sink hernieder, Nacht der Liebe" wie es im "Tristan" heißt, kann hinter den Kulissen der Festspiele keine Rede sein. Denn Bayreuth wäre nicht Bayreuth, gäbe es nicht jedes Jahr Intrigen, Kalamitäten und Hahnenkämpfe. Inklusive einer echten "Götterdämmerung".

Wagners wahrhaftige Weltendramen
Denn letztmalig werden die Festspiele von Katharina Wagner und deren Halbschwester Eva Wagner-Pasquier geleitet, die alles andere als ein friktionsfreies Verhältnis miteinander pflegen. Siegerin in einem langen internen Machtkampf um die Zukunft der Festspiele ist Katharina; Eva scheidet mit Ende der diesjährigen Saison (nicht ganz freiwillig) aus der Führungsetage aus.

Wonniger Widerstand

Immerhin: Ein – wie von manchen Medien kolportiertes – Hügel-Verbot ereilt die scheidende Wagner-Schwester nicht. Sagt zumindest Katharina, die auch gleich allfälligen Kritikern ihrer "Tristan"-Deutung den Wind aus den Segeln nahm und mehrfach erklärte, sie könne mit Widerstand gut leben. Damit dieser im Wagner-Walhall so gering wie möglich ausfällt, hat Katharina ihren engen Vertrauten Christian Thielemann zum obersten musikalischen Chef ernannt.

Wagners wahrhaftige Weltendramen
Bayern/ Dirigent Christian Thielemann gestikuliert am Mittwoch (18.07.12) im Festspielhaus in Bayreuth nach der Hauptprobe der Oper "Der Fliegende Hollaender" bei einer Pressekonferenz. Die Bayreuther Festspiele eroeffnen am Mittwoch (25.07.12) mit der Oper von Richard Wagner (1813-1883). (zu dapd-Text) Foto: Timm Schamberger/dapd
Und dieser wiederum sah sich vor der "Tristan"-Premiere mit einem wahren Isolden-Drama konfrontiert. So hätte Eva-Maria Westbroek eigentlich die Titelpartie singen sollen; sie wurde allerdings bereits im Vorfeld durch Anja Kampe ersetzt. Kampe aber musste vor Kurzem ebenfalls weichen; Evelyn Herlitzius ist nun die neue Bayreuther Isolde. Kampe bleibt die "Walküren"-Sieglinde in Frank Castorfs aufregend-provokanter "Ring"-Inszenierung, die neben Jan Philipp Glogers "Fliegendem Holländer" und dem längst zum Kult gewordenen "Ratten"-Lohengrin von Regisseur Hans Neuenfels wieder gezeigt wird.

Von den Ratten muss man Abschied nehmen; diese Produktion läuft heuer zum letzten Mal. Und auch ein zweiter Abschied ist wohl fix: Der designierte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, leitet noch einmal den "Ring". Dass Petrenko unter einem Musikdirektor Thielemann auf den Hügel zurückkehrt, gilt als ausgeschlossen.

Kommentare