Vurschrift bleibt Vurschrift

Beleuchtungsprobleme hat es schon bei Thomas Bernhard gegeben

Jetzt gab es ein Problem bei „The Wall". Also, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten (das behaupten nur Kulturkritiker), aber dass der Zuschauerraum im Wiener Happel-Stadion während des Spektakels hell blieb, war nun wirklich nicht Roger Waters' Schuld. Zurecht empörten sich die Besucher. Es handle sich dabei um die „vorgeschriebene batteriegespeiste Sicherheitsbeleuchtung des Ernst-Happel-Stadions“, behauptete der Veranstalter und setzte hinzu: Die Beleuchtung sei immer so hell.

Die meisten Menschen, die schon einmal im Stadion waren, haben das anders erlebt. Ähnliches erlebt haben aber möglicherweise Leute, die sich vor 41 Jahren in Salzburg aufhielten. Damals wurde Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. Laut Anweisungen des Regisseurs Claus Peymann sollte am Ende des Stückes komplette Finsternis herrschen. Auch die Notbeleuchtung im Theater sollte gelöscht werden, was trotz feuerpolizeilicher Bedenken bei der Generalprobe auch gelang: Es war stockfinster im Theater.

Einen Tag später bei der Premiere aber brannten die Lampen wieder. Bernhard schrieb nach der Uraufführung: „Eine Gesellschaft, die zwei Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus.“
Eine zweite Aufführung gab es nicht, die Schauspieler weigerten sich aufzutreten. Eine konsequente Haltung. Roger Waters allerdings wäre dieser Tage auch mit weniger Licht kein zweites Mal im Happel-Stadion aufgetreten. Was auch okay ist.

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