Von Leihmüttern und Wunschkindern

"Das Drama allein erscheint mir zu schwach. Ich muss alles ins Komische ziehen. Aber ich will nicht, dass es in billigen Humor abgleitet", sagt Konzeptkünstlerin Ungepflegt
Die Konzeptkünstlerin Barbara Ungepflegt lädt zum Mitmachtheater in den Wurschtelprater

"Ungepflegt" ist natürlich ein Künstlername. Bei offiziellen Anlässen hört einem ja selten jemand zu. Anders ist es, wenn man sich mit "Ungepflegt" vorstellt. Barbara Ungepflegt, Schauspielerin und Performerin, spielt gerne mit Identitäten. Auf ihrer Homepage "Escortservice-ungepflegt" ist zu lesen, sie biete "Bedienungen und Dienste aller Art (...) feil. Vor allem bedient sich die Bedienerin selbst." Konkret heißt das, dass es ihr um Machtverhältnisse geht, präzisiert die Wienerin im Gespräch mit dem KURIER. Als Konzeptkünstlerin spielt sie in Performances, Videos und Installationen mit der Realität: Verkleidet sich als Putzfrau und besucht Nobelrestaurants ("in etlichen wurde ich des Lokales verwiesen"). Veranstaltet als Begleitprogramm zur Nationalratswahl Misswahlen, bei denen man für Miss Kredit, Miss Gunst oder Miss Geschick stimmen kann. Oder organisiert in der Performance "Endlich" surreale Konditoreibesuche, wo den Gästen eine besondere Rolle zukommt.

Eine Zumutung

Ein aktives Publikum setzt auch das Stück "Meines" voraus, das in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater brut entstanden ist und das sie gemeinsam mit Peter Ahorner geschrieben hat. Es setzt sich mit dem Diktat der Fruchtbarkeit und den Errungenschaften der Reproduktionsmedizin auseinander: Drei Leihmütter machen sich mit dem Publikum auf den Weg zur Erstkommunionsfeier im Wurstelprater. Die Zuschauer werden eingebunden, indem sie, "Wunschkinder" an der Hand, mitspazieren. "Aber sie müssen nichts tun, das peinlich ist. So etwas wäre ja eine Zumutung", versichert Ungepflegt.

"Meines" ist ein Stück, das, wie schon andere Arbeiten zuvor, Gesellschaftskritik mit skurrilem Zugang übt. Erschreckendes oder Berührendes wird immer auf schräge Weise thematisiert. "Das Drama allein erscheint mir zu schwach. Ich muss alles ins Komische ziehen. Aber ich will nicht, dass es in billigen Humor abgleitet", sagt Ungepflegt. Die Realität sei als Basis ihrer Stücke eine unübertreffliche Vorlage: "Das Leben ist nicht zu toppen."

Ende Mai präsentiert Ungepflegt erneut in Zusammenarbeit mit Peter Ahorner das Stück "Durst" in der Garage X. Viel verrät sie noch nicht darüber, nur so viel: Es wird wieder schräg. Derzeit arbeitet sie an der tatsächlichen Umsetzung des Begriffs "Auf der Nudelsuppe daherschwimmen". Info: "Meines" 17. bis 21. 3., Tickets: www.brut-wien.at

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