Volkstheater-Doyenne Hilde Sochor ist tot
An Betulichkeit lag Hilde Sochor nichts: "Wir wissen ja alle, wie das goldene Wiener Herz ausschaut! (...) Die Wiener Seele ist ein Kunstobjekt, das nur auf der Theaterbühne leben kann", erklärte sie einmal über ihre Heimatstadt. Dort galt sie dem Theaterpublikum als "lebende Legende" und Doyenne – nach mehr als 150 Rollen. Vor allem im Nestroy-Fach war Sochor, die promovierte Theaterwissenschafterin, zur Wiener Fixgröße geworden.
2007 erhielt sie den Theaterpreis Nestroy für ihr Lebenswerk. "Ein Lebenswerk kann man ja nur haben, wenn man alt ist", sagte sie damals. "Aber es kommt darauf an, was man aus diesem Leben gemacht hat."
"Weiberhaus"
Sochor wurde am 5. Februar 1924 in Wien-Breitensee geboren und wuchs bei der geschiedenen Mutter, zwei Schwestern und der Großmutter auf – in einem "Weiberhaushalt", wie sie selbst in einem Interview meinte. Zunächst studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaft und nahm gleichzeitig Schauspielunterricht bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz.
1948 promovierte sie und legte auch die Schauspielprüfung ab. Im selben Jahr debütierte sie an den Kammerspielen (in Alexander Lernet-Holenias "Parforce") und erhielt auch ihre erste Rolle am Volkstheater in Anzengrubers "Der Pfarrer von Kirchfeld".
In rund 30 Nestroy-Produktionen stand Hilde Sochor auf der Bühne des Volkstheaters, wesentliche Rollen verkörperte sie in Stücken von Anzengruber, Brecht, Bruckner, Hauptmann, Ibsen, Schönherr, Wedekind, Williams, Hauptmann, Raimund. In Joshua Sobols "Weiningers Nacht" stand sie 1988 zusammen mit ihrem Sohn Paulus Manker auf der Bühne des Volkstheaters.
Auszeichnungen hat die große Schauspielerin viele erhalten, neben dem Lebenswerk-Nestroy u. a. den Nestroy-Ring der Stadt Wien, den Karl Skraup-Preis oder die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien.
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