Von "Mundl" bis "Bockerer": Volksschauspieler Karl Merkatz ist tot

Von "Mundl" bis "Bockerer": Volksschauspieler Karl Merkatz ist tot
Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag ist der große österreichische Volksschauspieler Karl Merkatz am Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben.

Karl Merkatz (92) ist tot. Der Schauspieler prägte Österreich mit seiner Darstellung des "Mundl" in "Ein echter Wiener geht nicht unter". Ein Erfolg, der seine Theaterkarriere in der Öffentlichkeit in den Schatten stellen sollte.

Merkatz, der in Würde gealtert war, hinterlässt ein breites Schaffen auf und abseits der Bühne.

Geboren wurde Karl Merkatz 1930 als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin in Wiener Neustadt. Schon als Kind war er vom Theater fasziniert und spielte in einer Laiengruppe, doch auf Wunsch seiner Eltern, „eine richtiges Handwerk“ zu erlernen, machte er zunächst eine Tischlerlehre.

Von "Mundl" bis "Bockerer": Volksschauspieler Karl Merkatz ist tot

Kinderbild von Karl Merkatz aus dem Jahr 1940.

Umweg über Zürich

Nach absolvierter Lehre ging er nach Zürich und verfolgte von dort sein Ziel, Schauspieler zu werden. Nach Schauspielunterricht unter anderem in Wien begann er ein Studium am Mozarteum in Salzburg, das er 1955 mit Auszeichnung abschloss. Seine ersten Bühnenengagements hatte Merkatz am Kleinen Theater in Heilbronn und am Salzburger Landestheater.

In Heilbronn lernte er auch seine Frau Martha Metz kennen, mit der er seit 1956 verheiratet ist. Danach ging er für einige Jahre nach Deutschland, wo er an den Städtischen Bühnen Nürnberg, an den Bühnen der Stadt Köln, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Thalia Theater und den Münchner Kammerspielen arbeitete.

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Nestroy, Raimund, Shakespeare

In seinen über 150 Bühnenrollen spielte Merkatz vor allem Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Figuren, aber eines seiner Lieblingsstücke ist bis heute Becketts „Warten auf Godot“.

Am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen 2005 war er in „König Ottokar“ zu sehen und gab im selben Jahr im „Jedermann“ den armen Nachbar. Merkatz wirkte auch in Operetten mit und gastierte in Hamburg ebenso wie an der Niederländischen Oper Antwerpen.

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Karl Merkatz als "Gott der Herr" und Ulrike Folkerts in der Rolle des "Tod" am Dienstag, 19. Juli 2005, waehrend der Fotoprobe zu Hugo von Hofmannsthals Stück "Jedermann" am Domplatz in Salzburg.

Musical-Ausflug

1993 spielte er erstmals in einer Musicalrolle am Stadttheater Klagenfurt als „Der Mann von La Mancha“ und später am Theater an der Wien als Milchmann Tevje in „Anatevka“. 2009 gab er seinen Abschied von der Theaterbühne bekannt - sein großer Wunsch, einmal den „König Lear“ zu spielen, ging nicht in Erfüllung.

Nachdem er ab 2008 erfolgreich sein Kabarettprogramm „Der Blunzenkönig“ auf die Bühne brachte, kam das Stück 2015 mit Merkatz in der Hauptrolle auch in die heimischen Kinos - beileibe nicht der einzige Leinwandauftritt des Vielseitigen.

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Karl Merkatz in Anatevka, aufgeführt im Theater an der Wien, 1997.

Er prägte seine Karriere: Der "Mundl"

Im Lauf seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Den Durchbruch und seinen bis heute prägenden Auftritt hatte er in Reinhard Schwabenitzkys „Ein echter Wiener geht nicht unter“. Die Rolle des „Mundl“ wurde zu einer der populärsten Fernsehfiguren der Zweiten Republik und machte Merkatz zu einem der beliebtesten Schauspieler.

2008 fand die Erfolgsgeschichte des Karl Sackbauers mit dem Film „Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga“ eine erfolgreiche Fortsetzung, der sich 2010 „Echte Wiener 2 - Die Deppat'n und die Gspritzt'n“ anschloss. Seine zweite Leibrolle wurde die des „Bockerer“ in Franz Antels gleichnamiger Filmreihe.

Bockerer brachte Anerkennung

Für die Rolle als Franz Bockerer wurde er 1982 mit dem Filmband in Gold und dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet. 1996 erhielt er die KURIER-ROMY als beliebtester Schauspieler.

Für „Anfang 80“ schließlich erhielt er 2013 unter anderem den Österreichischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller.

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Karl Merkatz und Franz Antel bei Dreharbeiten zum Bockerer.

Aber auch von offizieller Seite gab es zahlreiche Ehrungen, etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien oder 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.

 

Der ORF ändert in memoriam Karl Merkatz sein Programm und würdigt den großen österreichischen Volksschauspieler unter anderem mit dem Porträt "Vom Tischler zum echten Wiener" (Sonntag, 4. Dezember, 23.05 Uhr, ORF2), einem Nachruf im "kulturMontag" (Montag, 5. Dezember, 22.30 Uhr, ORF2) und Klassikern wie der "Bockerer"-Reihe oder "Drei Herren", die in den kommenden Tagen ausgestrahlt werden.

Auch ORF III widmet sich die gesamte kommende Woche in einem umfassenden Schwerpunkt Karl Merkatz. "Karl Merkatz hat mit seiner Schauspielkunst österreichische Film- und Fernsehgeschichte geschrieben. Wir sind stolz darauf, dass der ORF für viele seiner Paraderollen die Bühne bieten durfte. Wir verlieren mit Karl Merkatz einen großen und vielseitigen Volksschauspieler, der sich in seiner langen und an vielen Höhepunkten reichen Karriere in die Herzen des österreichischen Publikums gespielt hat und uns allen unvergessen bleiben wird", betonte Generaldirektor Roland Weißmann in einer Aussendung.

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