VÖZ: Rahmen statt Rechtsfreiheit

VÖZ: Rahmen statt Rechtsfreiheit
Verlegerverband VÖZ wählte neuen Präsidenten – Plädoyer für faire Marktbedingungen.

Es ist die gute Tradition, dass sich Österreichs wichtigste Zeitungsverleger vor ihrer Generalversammlung inhaltlichen Themen widmen. So auch dieses Jahr, als die Branche sich in Wien zusammenfand, um Ideen, Impulse und Notwendigkeiten im digitalen Zeitalter zu debattieren. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wählte zudem einen neuen Präsidenten – auf KURIER-Geschäftsführer Thomas Kralinger, der dem Verband sechs Jahre lang vorstand und künftig als Vizepräsident agieren wird, folgt der Styria-Media-Group-CEO Markus Mair. Beide eint der Appell, endlich faire Rahmenbedingungen für heimische Medien zu schaffen – und die Bevorzugung von digitalen Riesen aus dem Silicon Valley abzuschaffen. Kralinger sieht auch die öffentliche Debatte endlich am wesentlichen Punkt angelangt, wonach rechtliche Rahmenbedingungen wichtig seien: „Natürlich war die Facebook-Causa eine Entwicklung, die das Bewusstsein geschärft hat, dass es einen Rahmen braucht“, sagte er.

Vertrauen verbindet

Der Schutz persönlicher Daten sei ein hohes Gut, bei dem gerade die verlegerischen Medienhäuser punkten könnten. „Schließlich geht es in der Kundenbindung um Vertrauen.“ Umso wichtiger sei ein Spielfeld mit gleichen Regeln für alle: „Es kann nicht sein, dass man von der österreichischen Wirtschaft ein bestimmtes Verhalten einfordert, bei internationalen aber nicht.“ Dies habe sich bei der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung dies- und jenseits des Atlantiks deutlich gezeigt.

Mair sieht die europäischen Institutionen gefordert: „Wenn es im digitalen Zeitalter weiterhin eine vielfältige Medienlandschaft in Europa geben soll, dann müssen unsere Inhalte auch effektiv vor der kommerziellen Ausbeutung Dritter geschützt werden“, sagte der neue VÖZ-Präsident. Nach einem dahingehenden positiven Votum im Rechtsausschuss des Europaparlaments müssten Volksvertreter und EU-Institutionen „entschlossen handeln, die Störfeuer der Online-Giganten ignorieren und mit einem europäischen Leistungsschutzrecht heimischen Content schützen“.

Bezahlkultur

Internetkritiker Andrew Keen warnte bei der VÖZ-Matinee vor einer „kaputten Zukunft“. Man habe sich im Silicon Valley durch digitale Entwicklungen eine immer bessere Zukunft erwartet. Im Zeitalter der Social Media sei allerdings das Gegenteil eingetreten: „Wenn man den Mob ermächtigt, untergräbt das die Expertise der Profis“, urteilte er. Keen hält die Gratiskultur im Netz für gescheitert und plädiert für Bezahlmodelle: „Das Gratisideal hat sich als extrem zerstörerisch entpuppt.“

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