"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

„Star Wars“  am Gürtel: Donizettis „Viva la Mamma“ ist in der Regie von Rolando Villazón eine amüsante Parodie auf die Welt der Oper
Gaetano Donizettis "Viva la Mamma" in der Regie von Rolando Villazón an der Wiener Volksoper.

Jedes Theater ist ein Irrenhaus, aber die Oper ist die Anstalt für Unheilbare."

So soll es der Direktor der Wiener Hofoper Franz von Dingelstedt einst durchaus treffend formuliert haben. Willkommen also in dieser "Anstalt für Unheilbare", die nun auch an der Wiener Volksoper zur amüsanten Therapiesitzung bittet.

Gewolltes Chaos

Denn in Gestalt von Gaetano Donizettis 1827 entstandener, herrlich böser Theaterfarce "Viva la Mamma" – auch unter dem Titel "Le Convenienze ed inconvenienze teatrali" bekannt – nimmt das Opernchaos im Haus am Gürtel munter seinen Lauf. Strippenzieher dieses munteren Desasters ist dabei kein Geringerer als Startenor Rolando Villazón, der mit dieser Donizetti-Satire sein Wiener Regie-Debüt gab.

Aber der Reihe nach: Wir befinden uns – in der mitunter auch derb-platten Volksopernfassung – in einem österreichischen Provinztheater, wo die Oper "Romulus ed Ersilia" geprobt wird. Leider gibt es Probleme: Die Primadonna zickt, der Tenor droht mit Abreise, der Dirigent erweist sich als Oberlehrer, der Regisseur hat schräge Ideen, der Direktor wandelt am Rand des Bankrotts und die Mutter der Zweitdarstellerin will erst ihr Töchterlein, letztlich sich selbst ins Rampenlicht bugsieren. Gesungen wird oft hingebungsvoll falsch, die Proben enden meist im Desaster, die Premiere aber rückt näher und näher – da ist guter Rat (und gutes Geld) nötig ...

Eindrücke aus der Inszenierung

"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"
"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"
"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"
"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

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"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

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"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"
"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"
"Viva la Mamma": Ein Mutter-Monster im Sternenkrieg

FOTOPROBE "VIVA LA MAMMA"

Das alles bietet Regisseur Villazón Gelegenheit für eine liebevolle Abrechnung mit Starallüren, Eitelkeiten und Regietheater. Im tollen, detailreichen (Dreh-)Bühnenbild von Friedrich Despalmes tummeln sich viele, bunte (schön die Kostüme von Susanne Hubrich) schräge Vögel, mutiert die Übermutter Agata zum die "Kunst" verteidigenden Mutter-Monster.

Eine Pointe jagt dabei die nächste, Villazón kostet seine Scherze genüsslich aus; die eine oder andere Länge schleicht sich aber ein. Das liegt nicht an der Idee, für das Spiel im Spiel auch noch "Star Wars" zu zitieren. Der Auftritt von Chewbacca im Tutu (Choreografie: Vesna Orlic) etwa ist ein echtes Highlight. Und auch die "singende Blechdose" (R2-D2) sorgt für Lacher. Allein, zu viel des Guten schafft auch Überdruss, lähmt die Chose doch ersichtlich. Gab es deshalb auch einige, völlig überzogene Buhs für Villazón?

Ungewolltes Chaos

Oder lag es nicht vielmehr an Dirigentin Kristiina Poska, die am Pult des sehr engagierten Orchesters (gut der Chor) häufig auf Lautstärke setzte und die Feinheiten der Partitur dem turbulenten Chaos auf der Bühne opferte?

Egal, denn das Ensemble agiert auf hohem Niveau. So ist Bassbariton Martin Winkler als Mutter-Monster Agata das vokale wie darstellerische Kraftzentrum der Produktion; so brilliert Anja-Nina Bahrmann stimmlich und optisch. Als Karikatur eines Tenors sorgt Jörg Schneider real für perfekte Spitzentöne; Günter Haumer als Dirigent, Marco di Sapia als Regisseur und Andreas Mitschke als Direktor bringen viel Leben ein. Julia Koci, Elvira Soukop und Daniel Ochoa füllen ihre Partien solide aus. Mit dieser "Mamma" kann das Haus also recht gut leben.

KURIER-Wertung:

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