Melodie braucht dreckige Riffs

epa03673268 Singer Ville Valo of the Finnish band HIM performs on stage in Berlin, Germany, 22 April 2013. EPA/STEFAN SCHAUBITZER
Ab 14. Juni werden die Pannonia Fields II bei Nickelsdorf von den Rockfans regiert. HIM-Frontman Ville Valo im Interview.

Es ist schon traditionell, dass die Festival-Saison mit röhrenden Gitarren und dröhneden Bässen startet. 2013 ist da keine Ausnahme: Von 14. bis 16. Juni findet in den Pannonia Fields II bei Nickelsdorf (Burgenland) das Nova Rock statt. Heuer mit Headlinern wie Rammstein, Kiss, Kings Of Leon, Thirty Seconds To Mars und Volbeat. Und am Samstag feiern dort die Finnen-Rocker von HIM ihr Comeback, die ihr Freitag erscheinendes Album „Tears On Tape“ mitbringen.

Im KURIER-Interview erzählt Sänger Ville Valo, warum sich die Band 2011 fast aufgelöst hätte.

KURIER: Sie haben länger nichts von sich hören lassen. Was war der Grund dafür?

Ville Valo: Wir haben im Herbst 2011 angefangen, an „Tears On Tape“ zu arbeiten. Aber dann bekam unser Drummer Gas starke Schmerzen in den Armen. Er ging zu verschiedenen Ärzten, ließ Untersuchungen machen, aber es wurde nicht besser.

Melodie braucht dreckige Riffs
epa01064373 Ville Valo of the band HIM live at the Olympic Stadium in Stockholm, Sweden, 12 July 2007. HIM was warm up band for Metallica. EPA/BERTIL ERICSON ** SWEDEN OUT **
Kam das vom Schlagzeug spielen?
Das kann einfach das Alter sein. Er ist 41 und hat seit seiner Kindheit gedrummt, immer auf sehr kraftvolle Art. Das Problem war, dass uns keiner sagen konnte, wie lange das dauert, wann es ihm wieder besser gehen wird. Da waren wir den ganzen Winter in Helsinki gefangen und hatten keine Ahnung, wann und wie es mit der Band weitergeht – ziemlich dramatisch. Aber nach acht Monaten wurde es ja dann glücklicherweise doch besser.

Haben Sie daran gedacht, aufzuhören?
Wir haben über alle Alternativen nachgedacht, denn sie konnten uns nicht einmal sagen, ob es überhaupt je besser wird. Es gab auch die Idee, einen anderen Drummer in die Band zu holen, bis Gas wieder gesund ist. Aber das wurde kompliziert, und glücklicherweise haben wir abgewartet.

Haben Sie in diesen acht Monaten Songs geschrieben?
Wir waren viel im Proberaum und haben gejammt, wobei ich Drums gespielt habe. Das war eine Art Vorproduktionsphase, die uns sehr gut getan hat. Denn sie hat mir viel mehr Zeit gegeben, an den Songs zu feilen, als ich normaler weise habe.

Melodie braucht dreckige Riffs
epa03673267 Singer Ville Valo of the Finnish band HIM performs on stage in Berlin, Germany, 22 April 2013. EPA/STEFAN SCHAUBITZER
Es heißt, dass Sie diesmal von einer viel melodiöseren Basis gestartet sind. Wie kam es dazu?
Das lag auch an diesen acht Monaten. Ich schreibe alle meine Songs entweder auf dem Klavier oder auf der Gitarre. Normalerweise aber schreibe ich einen, bringe den in den Proberaum und wir machen das Rock-Arrangement dazu. Das gibt die Richtung vor und beeinflusst die weiteren Songs. Diesmal aber habe ich einen Song nach dem anderen zuhause auf akustischen Instrumenten geschrieben. Da ist es ganz natürlich, dass einer den nächsten beeinflusst und sie folkiger klingen. Aber deshalb haben wir dann extra harte Gitarren drauf gepackt. Wenn Songs sehr schön und melodiös sind, ist es gut, sie dreckiger zu machen.

Warum dürfen HIM-Songs nicht folkig und schön sein?
Weil das nur eine Seite der Band wäre. Wir sind immer noch eine Rockband und wir lieben dreckige Riffs. Je melodiöser ein Song ist, desto mehr braucht er – zumindest für unsere Ohren – harte Gitarren. Diese Balance ist unsere Identität. Ein folkiges Album wäre ein Solo von mir.

Das wollten Sie ja vor einigen Jahren auch machen. Warum ist das nie passiert?
Weil alle Songs, die ich schreibe, immer irgendwie auf HIM-Alben landen. Ich weiß gar nicht, warum. Aber im Moment habe ich ohnehin kein Interesse an einem Solo-Album.

Weil Sie so eine starke Loyalität gegenüber der Band haben? Hätten Sie dann vielleicht das Gefühl, die Band zu betrügen?
Hmmm. Na ja, es stimmt, dass wir eine große Loyalität und starke Freundschaft in der Band haben. Aber auf der anderen Seite hat Mige, unser Bassist, schon ein Solo-Album gemacht. Unser Keyboarder ist in verschiedene andere Projekte involviert, Gas hat fünf verschiedene Bands und Linde eine Solo- Karriere. Also bin ich eigentlich der einzige, der nichts anderes macht.

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