Junge Talente treffen auf alte Hasen

Junge Talente treffen auf alte Hasen
Der Festival-Sommer bietet für jeden etwas: Rock-Veteranen, Indie-Stars & Dance-Beats. Alle Infos und Hintergründe.

Es ist schon traditionell, dass die Festival-Saison mit röhrenden Gitarren und dröhneden Bässen startet. 2013 ist da keine Ausnahme: Von 14. bis 16. Juni findet in den Pannonia Fields II bei Nickelsdorf das Nova Rock statt. Heuer mit Headlinern wie Rammstein, Kiss, Kings Of Leon, Thirty Seconds To Mars, und Volbeat. Und am Samstag feiern dort die Finnen-Rocker von HIM ihr Comeback, die ihr am Freitag erscheinendes Album „Tears On Tape“ mitbringen. Hier geht's zum Interview.

Programm

Freitag, 14. Juni: Rammstein, Thirty Seconds To Mars, Airbourne, Within Temptation u.a.
Samstag, 15. Juni: Kiss, Deichkind, HIM, Gentleman, Stereophonics, Bauchklang, IAMX,Cradle Of Filth u.a.
Sonntag, 16. Juni: Kings OfLeon,Volbeat,Sportfreunde Stiller, Paramore, Korn, Passenger,PapaRoach u.a.

HIM-Tears on Tape

„Wenn die Zeit reif ist, wird es sich materialisieren – wie auch alles andere im Universum.“ So kryptisch gibt sich Serj Tankian, der Frontmann von System of A Down, wenn er nach einem neuen Album seiner Band gefragt wird. Seit den Erfolgs-CDs „Mezmerize“ und „Hypnotize“, die 2005 kurz nach einander die internationalen Charts dominierten, hat die amerikanische Alternative- Metal-Band keine Platte mehr veröffentlicht und eine längere Pause eingeschoben. Tankian widmete sich Solo- Projekten und Gitarrist Daron Malakian und Schlagzeuger John Dolmayan gründeten gemeinsam Scars On Broadway.

Alternative-Acts

Erst 2010 begannen die Musiker, die in ihren Texten klar zu sozialen und politischen Themen Stellung nehmen, wieder gemeinsam auf Tour zugehen. Während sie aberin den USA heuer bisher nur ein Konzert in der Hollywood Bowl von Los Angeles angekündigt haben, gibt es in Europa eine ausladende Sommer-Tour, die sie am 16. 8. zum FM4-Frequency nach St. Pölten führt.
Auch wenn das traditionell mehr auf Alternative-Acts fokussierte Festival mit den weiteren Headlinern, den Toten Hosen und Jack Blacks Comedy-Rock-TruppeTenaciousD, heuersehrrockig besetzt ist, bieten die Spätnamittag- und Vorabend- Acts doch eine höchste spannende Bandbreite von neuen Sounds und jungenTalenten. Zum Beispiel Jake Bugg, der im März im Wiener Flex hoffnungslos ausverkauft war. Der 19-jährige Brite gilt inseinerHeimat als „der neue Bob Dylan“, obwohl er mehr nach Johnny Cash klingt. Er verblüffte bei Erscheinen seines selbstbetitelten Albums im Jänner mit der Reife seiner – zumeist – selbstgeschriebenen Songs, in denen er in versiert erzählten Storys die Jugend im tristen Arbeitervierte lClifton in Nottingham verarbeitet. Dazu bietet er Melodien, die ins Ohr gehen ohne banal zu sein, und beachtliches Können auf der Gitarre. Andere Highlights sind die Auftritte von Nick Cave, den Hurts, Awolnation, Imagine Dragons und Andre Hellers Sohn LeftBoy.

Comeback

Dazu kommen das Comeback- Konzert von Franz Ferdinand und erprobte Festival- Stimmungsmacher wie Flogging Molly, Kraftklub, Billy Talent und spannende Newcomer wie Laura Mvula und Josh Kumra. Auch auf James Blake darf man gespannt sein. Der Brite, der schon auf seinem Debüt einfühlsame Piano-Klänge, souligen Gesang und Dubstep- Verfremdungen zu einem atemberaubenden neuen Sound verwoben hat, wird am Frequency sein genauso faszinierendes zweites Album„ Overgrown“vorstellen.

„Leider Geil“ ist ein geflügeltes Wort geworden. Seit Deichkind voriges Jahr die so genannte Single aus ihrem Album „Befehl von ganz unten“ auskoppelten, wurde der Spruch auf Wände gesprayt und sogar eine „Leider Geil“-Website eingerichtet. Seither steht die Phrase für Spaß,der politisch nicht ganz korrekt ist. Denn in dem Song rappt die Chaoten-Truppe ungeniert über die Freude an tollen Autos,die –leider auch – dieUmwelt verpesten, oder über hemmungsloses Feiern, das irrtümlich der Katze das Leben gekostet hat.

Mainstream

Spätestens mit diesem Hit ist die Rap-Formation endgültig in denMainstream aufgestiegen. Der Sound von „Befehl von ganz unten“ paartwuchtige Synthie-Attacken und pumpende Beats mit Raps zwischen Party-Nonsense und Sozial-Zynismus. „Tech- Rap“ nennen sie ihn. Und auch wenn die Fans der ersten Stunde sie dafürkritisiert haben, Deichkind stehen zu dieser Entwicklung. „Einer von uns, nämlich DJ Phono, wollte mit einer größeren Bühnenshow experimentieren“, erklärt Sebastian„ Porky“ Dürreim KURIER Interview. „Weil man dann aber mehr Zuschauer braucht, um das zu finanzieren, haben wir uns bewusst dafür entschieden, die Musik kompatibler zu gestalten.“

Mit diesem kompatiblen Sound kommen Deichkind heuer sogar zwei Mal zu Festivals nach Österreich. Aber während sie beim Nova Rock eher die Exoten sind und schon am Vorabend auftreten, passen sie beim Urban Art Forms am Schwarzlsee bei Grazideal in dieRiegeder heurigen Headliner The Prodigy und Seeed. Denn das Credo der Rapper ist, ohne Sendungsbewusstsein offen füralles zu sein. Dass aus vielen Deichkind-Texten – ähnlich wie bei „Leider Geil“ – nicht klar hervorgeht, ob sie zynisch oder ernst gemeint sind, bleibt laut Proky mit voller Absicht offen. „Wir haben eine klare Haltung und wollen den Leute einen Spiegel vorhalten“, sagt er. „Wir sind gute Beobachter und halten das fest, kommentieren es aber nicht. Denn Deichkind sind ein Haus mit Solardach. Und wie spießig oder punkig es sich die Fans darin einrichten, bleibt ihnen überlassen. Auf jeden Fall soll und kann man bei uns auch nur aufgrund der Musik richtig viel Spaß
haben.“

Das können Sie sich vom Deichkind-Auftritt erwarten

In der Wüste des „Joshua Tree“-Nationalparks in Amerika arbeiten die Arctic Monkeys zur Zeit an ihrem fünften Studio-Album. Allerdingd, erklärte Drummer Matt Helders im März dem NME, seien sie erst in der Anfangsphase. „Wir versuchen gerade wieder in Aufnahme-Stimmung zu kommen. Wir haben Motorräder dabei und gehen es sehr entspannt an.“

Erst Ende des Jahres werden Arctic Monkeys die Platte veröffentlichen. Im Sommer unterbrechen sie die Sessions dafür und gehen auf eine Festival-Tour, mit der sie am 13. Juli auch beim vom KURIER präsentierten Harvest Of Art in Wiesen Station machen. Dass sie dann schon ein paar der neuen Songs spielen werden, versteht sich von selbst. Auf der spannenden Line- Up-Liste der zweiten Auflage von Harvest Of Art stehen heuer außerdem noch Bloc Party, Get Well Soon, Kate Nash, The Eclectic Moniker, Youth Lagoon und Giantree. Detaillierte Berichte dazu folgen.

Genau wie zur Nova Jazz And Blues Night. Denn auch die wird heuer wieder vom KURIER präsentiert und bietet ein exquisites Programm: Mit dabei sind Al Jarreau, Jamie Cullum, Jestofunk feat. Ce Ce Rogers, Marla Glenn, Deaodato, Cody Chesnutt und Escort.

Die Saison der Wiesen- Festivals startet heuer am 6. Juli mit dem Lovely Days. Neben Status Quo, Steve Winwood und Roger Chapman & The Shortlist steht dort auch ein Auftritt von ZZ Top am Plan. Dabei wollen die Bart- Fetischisten das Event auf Zukunft programmieren und ihr neues Album „La Futura“ vorstellen. „Wir haben lange darüber nachgedacht, wie dieses Album klingen soll“, erzählt Sänger BillyGibbons. „Wir wollten uns damit auf die Direktheit unserer frühen Platten besinnen, aber gleichzeitig die zeitgemäße Technologienicht außer Acht lassen. Das Resultat dieser Verschmelzung der Vergangenheit und der Zukunft ist ,La Futura’.“

Ende August regieren dann nicht mehr die lange Bärte sondern die langen Dreadlocks der Reggae-Fans die traditionell entspannte Atmosphäre im Festival-Zelt vonWiesen. Am 24. 8. steigt das Sunsplash-Festival, das heuer mit acht Acts, darunter Israel Vibration, Iriepathie, Rootz Underground, Deliman, Junior Kelly und Alborosie lockt. Der Headliner aber ist Hans Söllner und sein Bayaman’Sissdem. Seine aktuellen CD „SoSoSo“ bekam bei Veröffentlichung das Prädikat des „wichtigsten bayerischen Albums von 2012“. Unbeugsam in seinen PlädoyersfürdieFreiheitunddie Legalisierung von Marihuana ist der Liedermacher mit der großen Liebe zu jamaikanischen Rhythmen seit den frühen 80er-Jahren ein Fixstern der deutschen Musik- Szene.

Kommentare