Vesselina Kasarova hält Wien die Treue

Vesselina Kasarova hält Wien die Treue
In der Staatsoper singt die berühmte Mezzosopranistin Vesselina Kasarova in Massenets Oper "Werther" und plant Rollen-Abschiede.

Wenn am Samstag im Haus am Ring der Vorhang für Jules Massenets "Werther" aufgeht, erlebt das Publikum eine echte Wiener Premiere. Erstmals zeigt die Staatsoper die Bariton-Version des Werkes. Der Grund: Tenor Roberto Saccà musste absagen; für ihn springt der Bariton Ludovic Tézier in der Titelpartie ein. Für Vesselina Kasarova, die als Charlotte zu hören ist, "auch ein Grund zur Freude". Denn: "Für mich ändert sich dadurch ja nichts. Und ich finde, gerade in dieser Oper mit ihren schwärmerischen Momenten passt eine Bariton-Stimme für den Werther fast besser als jeder Tenor."

Und schon sind wir bei einem Lieblingsthema der gebürtigen Bulgarin, die bereits seit 25 Jahren sehr gut im internationalen Geschäft vertreten ist: Stimmen. "Ich würde heute nicht mehr Sängerin werden", sagt Kasarova. Warum? "Ganz einfach: Das Business hat sich so stark verändert. Es zählen nur mehr die kurzfristigen Erfolge. Jeder will und muss gleich alles singen. Außerdem fehlt es an unverwechselbaren Persönlichkeiten. Das soll nicht arrogant klingen, aber es kommt leider auch sehr viel Mittelmaß nach." Und: "Die Sängerkarrieren sind heutzutage vergleichsweise kurz. Da wird jemand zum Star gemacht, drei, vier Jahre später ist oft schon alles vorbei. Das war früher anders. Denken Sie nur an eine Edita Gruberova. Sie singt seit Jahrzehnten und ist immer noch eine echte Sensation."

Besondere Beziehung zu Wien

Ähnliches gilt auch für Vesselina Kasarova, die sich aber bald von einigen ihrer Erfolgspartien verabschieden will. "Die Rosina im ,Barbiere‘ werde ich in Wien ein letztes Mal singen. Auch ,Rosenkavalier‘ ist für mich Vergangenheit. Wie auch einige Mozart-Rollen."

Dafür betritt die vielseitige Künstlerin ein neues Terrain. Lachend: "Ich steigere mich stimmlich ein bisschen. Die Eboli in ,Don Carlo‘ habe ich in Zürich bereits gesungen. Das war eine schöne Erfahrung. Auch die Amneris in ,Aida‘ wird kommen. Eines Tages eine ,Trovatore‘-Azucena. Auch das Wagner-Fach würde mich reizen, vor allem die Kundry im ,Parsifal‘. Meine Stimme ist jetzt reif für das schwerere, dramatischere Fach."

Und Wien? "Zu dieser Stadt habe ich eine besondere Liebesbeziehung. In Wien habe ich immerhin geheiratet. So etwas vergisst man ja dann doch nicht", lacht Kasarova. Nachsatz: "Außerdem ist das Wiener Publikum eines der besten und kundigsten der Welt."
Daher wird Kasarova der Staatsoper weiterhin die Treue halten. "Es gibt viele Gespräche mit Direktor Dominique Meyer. Wir sind auf einem guten Weg." Nach der "Werther"-Serie gibt Kasarova übrigens noch ein Konzert im Musikverein. Am 30. April bestreitet sie mit ihrer Sopranisten-Kollegin Krassimira Stoyanova eine Belcanto-Gala. "Darauf freue ich mich sehr. Einmal noch Bellini, Donizetti, Rossini und Co, ehe es dann endgültig dramatischer wird."

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