US-TV-Sender scheuen das Risiko

Nächster Serien-Hit von Fox: "Lethal Weapon" mit Damon Wayans und Clayne Crawford
Unter den geplanten Serien-Neuheiten gilt eine Film-Adaption als kommender Hit.

Bei den L.A.-Screenings haben eben die US-TV-Sender ihre neuen Serien präsentiert. Und die landen sehr bald, so sie die Saison überstehen, bei den deutschsprachigen Sendern. "In der letzten Saison wurden allerdings sehr viele US-Serien wieder eingestellt. Das ist natürlich ein Problem in Bezug auf den Nachschub – insbesondere für den ORFeins-Hauptabend", sagt ORF-Film- und -Serien-Chef Andrea Bogad-Radatz. "Die Bilanz der diesjährigen L.A.-Screenings fällt aber besser aus als im Vorjahr."

Denn es gibt eine Serie, die das nächste große Ding werden kann: "Lethal Weapon", die Adaption der Filmreihe aus den 1990ern mit Mel Gibson und Danny Glover. "Der Serien-Pilot überzeugt bei Besetzung, Story und Umsetzung – er muss Fox ein Vermögen gekostet haben und wirkt wie ein hochklassiger Spielfilm."

"Lethal Weapon" ist die positive Seite eines Trends, den die Branche an sich skeptisch sieht. "Die Studios setzen auf die vermeintlich sichere Bank mit Remakes, Reboots, Spin-offs und Franchise." Wie bei "The Exorcist", "Taken", "Shooter", "Frequency" und "24: Legacy" ohne Kiefer Sutherland als Jack Bauer.

Charisma-Frage

Doch manchmal funktioniert es nicht – wie bei "MacGyver". "Es wurde bereits ein Remake des Remakes angekündigt", so Bogad-Radatz. Das Problem: MacGyver sieht aus wie ein 17-Jähriger. "Um Kult-Charakter zu bekommen, fehlt es an Charisma."

Das hat hingegen die Anwaltsserie "Chicago Justice". "Hauptdarsteller Philip Winchester ist von der Ausstrahlung her ein möglicher Nachfolger des ,Mentalist‘", meint Bogad-Radatz. Die Sender setzen wieder stärker auf Anwaltsserien, darunter ist "Bull" mit "NCIS"-Star Michael Weatherly, was Bogad-Radatz skeptisch sieht.

Serien-Trends

Neue Serien-Themen sind Milliardäre, die ihr Geld für die Verbrechensbekämpfung oder den Gesundheitsbereich einsetzen, wie "APB" (Fox) und "Pure Genius" (CBS), sowie Zeitreisen ("Timeless", "Frequency"). "Machart und Geschichten sind aber eher durchschnittlich." Das gilt auch für viele Comedys. Ausnahme: "American Housewives", das den Fitness-Wahn der Amerikaner veräppelt.

Filmstars fehlen hingegen bei den Network-Serien fast ganz. "Stars setzen auf Serialized, Serien mit fortgeführter Handlung, die Streaming-Dienste produzieren", erläutert Bogad-Radatz. Das traditionelle Fernsehen, das im Wochenrhythmus sendet, bevorzugt hingegen Serien mit abgeschlossener Episoden (Procedurals).

Immer wieder gibt’s Kritik am ORF ob der US-Serien. Bogad-Radatz: "Der ORF braucht eigenproduzierte Erfolgsformate, er braucht aber auch internationale bzw. US-Serien, um vor allem auch junge Seher an den Sender binden zu können." Und die von TV-Kritikern gelobten und geforderten Serien von Netflix und Co. sind in der Regel nicht für den Hauptabend im frei empfangbaren Fernsehen geeignet und es fehlt am nötigen Folgenumfang. "Denn auch Amazon und Co. sind immer noch primär auf Einkaufstour. Was als Nächstes frei fürs Free-TV wird, ist ,Fargo‘, das zwei Jahre auf Netflix abrufbar war. Das wird beim ORF zu sehen sein", kündigt Bogad-Radatz an.

Kommentare