Unaufgeregte Leichtigkeit: Khruangbin in der Metastadt

Laura Lee am Bass und Mark Speer in der Gitarre beim Konzert in der Metastadt.
Drei bis fast zum Boden reichende Bogenfenster sind die Kulisse für den Wien-Auftritt von Khruangbin in der Metastadt. Sie symbolisieren den Saal, den die amerikanische Band in den Titel ihres jüngsten Albums „A La Sala“ gehoben hat, weil sie dieses vierte Album wieder wie zu Beginn der Karriere ohne Gäste ausschließlich im Verband der Bandmitglieder aufgenommen hat, quasi im Saal des Familienwohnzimmers.
Aber hier ist der Saal nicht geschlossen: 8.000 Zuschauer in der Metastadt dürfen hineinsehen und schauen, was den Erfolg von Gitarrist Mark Speer, Bassistin Laura Lee und Drummer Donald "DJ" Johnson ausmacht. Denn obwohl sie vorwiegend Instrumental-Musik machen, viel improvisieren statt auf Songstrukturen setzen, Texte sporadisch, in geringer Dosis und dann noch oft in Spanisch in ihre psychedelische Mischung aus Surf-Rock, Soul und Funk einbauen, haben sie sich seit ihrem ersten Album von 2015 ein ansehnliches Massenpublikum erspielt.
In der Metastadt legen sie der Kulisse entsprechend damit los, fast alle Songs von "A La Sala" hintereinander durchzuspielen. Das Konzept bleibt dabei immer ähnlich: Es beginnt mit einem - häufig verträumten - Gitarren-Riff von Lee, das im Sound an den berühmten Track "Apache" von The Shadows erinnert. Lee bietet mit ihrem Bass die erdige Basis während Johnson sich entspannt durch vielfältige Rhythmen klopft.
Anders als am Tag davor bei der Disco-Soul-Formation Jungle ist das ein Sound, der nicht vorantreibt, sondern runterholt - von den Aufregungen des Tages, den Sorgen der Zeit und den Mühen der Hitzewelle. (Okay, da spielt die gütige, milde Brise, die durch das Areal weht, auch ein bisschen mit). Man will nicht tanzen, sondern es sich in einem Liegestuhl bequem machen: Kopf zurück, Augen zu und sehen, welche Bilder die Musik im Kopf auslöst.
Manchmal wird dieses Verlangen unterbrochen, wenn Lee - sich im Ausfallsschritt vor und zurückwiegend - mit ihrem Bass die Hookline des Songs übernimmt, Speer dazu improvisiert und sich mehr und mehr in eine Euphorie steigert, die Spannung erzeugt.

Schnell sind Khruangbin dann aber wieder bei der entspannten Grundstimmung. Varianten gibt es nur in den komplexen Rhythmen von Johnson, die zwischendurch auch in Richtung Salsa oder Jazz gehen. Das Bühnenbild zeigt je nach Song hinter den Saal-Fenstern Wald, einen Sonnenuntergang oder Sterne, was perfekt zu der „mit unaufgeregter Leichtigkeit durch den Abend gleiten“-Atmosphäre passt.
All das bleibt auch im zweiten Teil so, in dem Khruangbin die besten Tracks ihrer vorangegangenen Alben spielen. Ein bisschen mehr Text kommt da vor, was die Hooks vom Bass in den Gesang verlagert. Und irgendwann bricht die Band dann auch ihr Schweigen, lässt sich Lee, die wie Speer immer mit schwarzer Langhaarperücke auftritt, zu einem „Hello Vienna“ hinreißen. Aber da ist die Show schon fast vorbei.
Zurück bleibt man danach im Zwiespalt: Irgendwie hat man packende Höhepunkte vermisst. Aber so wohlig entspannt und leicht hat man sich auch schon lange nicht mehr gefühlt.
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