Turbulenter Polit-Schwank: "Der Kongress tanzt"

Turbulenter Polit-Schwank: "Der Kongress tanzt"
"Der Kongress tanzt" auch an der Wiener Volksoper und sorgt dabei für gute Unterhaltung.

Allzu gefordert wird das Publikum hier wirklich nicht. Doch das war auch gar nicht das Ziel von Direktor Robert Meyer, als er "Der Kongress tanzt" in eigener Regie auf den Spielplan setzte. Vielmehr geht es bei dieser Operette in drei Akten nach dem gleichnamigen Film von Erik Charell (1931) darum, einen Komponisten neu zu entdecken: Werner Richard Heymann (1896 – 1961), der viele populäre Schlager verfasst hat. Dieses Ziel hat die Volksoper mehr als erreicht. Und lachen darf man auch noch.

Amouröse Turbulenzen

Denn beim Wiener Kongress geht es in politischen, vor allem aber in amourösen Dingen recht turbulent zu. Denn Fürst Metternich will die hohen Staatsgäste geschickt ablenken, um seine Ziele zu erreichen. Das gelingt ihm weitgehend; Abhöraktionen inbegriffen. Nur beim Zar von Russland beißt er sich die Zähne aus. Der hat nämlich einen (debilen) Doppelgänger an seiner Seite, der notfalls für ihn "einspringen" kann. Somit kann sich Zar Alexander ganz dem Werben um die schöne Handschuhmacherin Christel widmen, die aber auch von Metternichs Sekretär Pepi geliebt wird. Bis zum Happy-End für das bürgerliche Paar ist es aber ein weiter Weg . . .

Auch am Gürtel, wo Regisseur Meyer – er liefert als Metternich ein komödiantisches Gustostück ab – all das im Einheitsbühnenbild (Eva-Maria Schwenkel und in stilisierten Kostümen (Gertrude Rindler-Schantl) – auf der Drehbühne ablaufen lässt. Dass vor allem bei den Dialogszenen Striche nicht geschadet hätten und die aufgesetzten Dialekte der Staatsvertreter mitunter stören, steht auf einem anderen Blatt. Viele (auch aktuelle) Gags zünden gut, andere etwas weniger.

Egal, denn die musikalische Seite rückt Heymann und die gute Laune in den Mittelpunkt. Dirigent und Arrangeur Christian Kolonovits leistet am Pult des freudig und mit Verve aufspielenden (Salon-)Orchesters ganze Arbeit; vom Schlager bis zum Dudeln ist da alles vertreten und wird ideal serviert.

Das nützt die stimmlich exzellente Anita Götz als Christel herrlich aus; ihr verliebter Pepi ist bei Michael Havlicek darstellerisch wie vokal in allerbesten Händen. In der Doppelrolle Zar/Uralsky brilliert Boris Eder mit Stimme und Witz; Thomas Sigwald verleiht dem leidgeprüften Adjutanten des Zaren viel Profil. Das übrige Ensemble ist mit Charme und Eifer bei der Sache und liefert eine Leistungsschau des Hauses ab. Und Heymann hätte das wohl sehr gefreut.

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