Trenklers Tratsch: Zigarettenrauch muss möglich sein auf der Bühne

Peu à peu verschwand die Zigarette aus dem öffentlichen Raum. Und es war gut so. Heutzutage wird einem allein schon beim Gedanken übel, dass früher in Eisenbahnen und Flugzeugen (gleich nach dem Start!) geraucht wurde.
Vor rund fünfeinhalb Jahren wollten die Moralapostel auch das Rauchen auf der Bühne verbieten. Die Theatermacher protestierten aber gegen den Erlass des Gesundheitsministeriums, und so kam es zu einem österreichischen Kompromiss: Es wurde eingeräumt, dass auf Bühnen „aus Gründen der dramaturgischen Darstellungserleichterung und der Freiheit der Kunst“ die Verwendung von nikotinfreien E-Zigaretten zulässig sei.
Doch die Volksanwaltschaft setzte sich im Endeffekt durch: Das Rauchverbot auf Bühnen gilt seit September ausnahmslos. Also einstweilen. Denn es liegt noch keine höchstgerichtliche Judikatur vor, die Rechtssicherheit schaffen würde. Dass die Theatermacher Klage einbringen werden, ist also anzunehmen. Kay Voges, den Direktor des Wiener Volkstheaters, wundert und ärgert es jedenfalls sehr, „mit was für einer Leichtfertigkeit das Grundrecht auf Kunstfreiheit übergangen wird. Ich halte diesen Vorgang für verfassungswidrig.“
Man könnte einwenden, dass Lucky Luke, der früher immer eine Kippe zwischen den Zähnen hatte, heutzutage einen Grashalm bogart (das Zeitwort gibt’s tatsächlich: „Don’t bogart the joint!“). Ein Gutteil der Leserschaft sind schließlich Kinder. Aber im Theater? Sicher, man muss in der „Fledermaus“ keinen echten Champagner süffeln. Aber die Korken müssen knallen können. Und so muss auch kein Schauspieler auf der Bühne tief inhalieren. Aber der Rauch soll der Angeschmachteten ins Auge gehen dürfen.
Und irgendwann muss es auch gut sein mit der Prohibition. Denn sonst darf der ORF alsbald „Casablanca“ nur mehr in einer rauchfreien Zensurversion zeigen. Und „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ wandert auf den Index der verbotenen Stücke, weil exzessiv Alkohol konsumiert wird. Wollen wir mündige Menschen das wirklich?
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