Trenklers Tratsch: Wie in Wien Personalentscheidungen gefällt werden

Bestimmt als Finanzstadtrat die Kulturpolitik: Peter Hanke
In der Praxis hat die parteifreie Wiener Kulturstadträtin nicht viel mitzureden. Veronica Kaup-Hasler darf die Quote erfüllen, repräsentieren, die Künstlerschaft bei Laune halten, sich um lästige Sachen wie das Karl-Lueger-Denkmal kümmern. Und vielleicht wird sie bei Personalentscheidungen gehört. Wirklich gemacht wird die Kulturpolitik jedoch vom Finanzstadtrat.
Aber nicht nur, weil er das Geld verteilt. Peter Hanke ist für die Wien Holding zuständig – und dieser überantwortete die SPÖ in den letzten Jahrzehnten fast alle großen Kultureinrichtungen: die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) mit Raimund Theater, Ronacher und Theater an der Wien, das Jüdische Museum, das Haus der Musik, das Mozarthaus, die Musik und Kunst Privatuniversität (MUK), die Stadthalle, das KunstHaus.
Machtstrategisch birgt das große Vorteile: Man kann die Leitungsposten mehr oder weniger nach Gutdünken und Parteinähe besetzen. Der brave Franz Patay leitet dann halt nicht mehr das KunstHausWien, sondern die MUK, und wenn der ehemalige Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einen Job als Rektor einer Musikuni braucht, begnügt sich Patay mit den VBW.
Transparenz gibt es so gut wie keine. Auch jüngst nicht, als Patay mitentschied, wer künftig seine ehemalige Wirkungsstätte, eben das KunstHausWien, leiten soll. Die Ausschreibung war notwendig geworden, weil Direktorin Bettina Leidl ins Museumsquartier gewechselt ist. Es gab zwar vielversprechende Bewerbungen aus dem Kunstbereich. Bestellt aber wurde Gerlinde Riedl, einst Pressesprecherin von Mailath-Pokorny und zuletzt Co-Chefin beim Stadtmarketing.
Die Begründung von Hanke ist absurd: Angesichts der „eminenten Bedeutung des Klimawandels“ läge es nahe, dass sich das KunstHausWien „noch stärker mit dem Themenbereich Umwelt und Klima befasst“. Dass Riedl, die nie in einem Museum gearbeitet hat, in diesem Bereich Kompetenz mitbringt, ist Ihrem Tratschpartner bisher entgangen. Und bereits Leidl programmierte das von Friedensreich Hundertwasser gebaute Haus als Speerspitze in Sachen Umweltschutz. Zudem positionierte sie es als Ort der Fotografie: Leidl gründete mit ihrer Kuratorin Verena Kaspar-Eisert (auch sie bewarb sich) die Foto Wien; die zweite Ausgabe fand kürzlich statt – und war ein Erfolg. Allein im Atelier Augarten als Festivalzentrale wurden mehr als 12.000 Besuche gezählt. Hanke ging aber mit keiner Silbe darauf ein.
Und was macht die Kulturstadträtin? Sie nimmt die Entscheidung zur Kenntnis – mit dem Verweis, nicht eingebunden gewesen zu sein. Kaup-Hasler hat ja ihre eigene Spielwiese: Sie darf jetzt neue Theaterleitungen finden.
33 Bewerbungen gingen für das gut dotierte Schauspielhaus ein. Unter Tomas Schweigen blieb es zuletzt unter den Möglichkeiten, als Favoritin gilt Sara Ostertag. Sieben Bewerbungen gibt es für den Spielstättenverbund Werk X, zwölf für den Dschungel (Leiterin Corinne Eckenstein erkannte die Zeichen aus dem Kulturamt – und verzichtete auf eine Bewerbung). Werk X und Dschungel gehören zum Theaterverein Wien. Er hatte auf Anweisung die von Kaup-Hasler bevorzugte Personalberaterin Yvonne Bernard zu engagieren, die auch die Schauspielhaus-Bewerbungen „sichten“ darf. Die Kulturstadträtin setzt nur eine einzige Kommission ein, und die wird von ihren Vertrauten dominiert. Anfang Juni sollen die Bestellungen erfolgen.
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