Umgekehrt fragte er sich, ob Schweeger wusste, worauf sie sich eingelassen hatte. Denn die Situation war bereits ziemlich verfahren: Um die lokale Kulturszene zu besänftigen oder bei Laune zu halten, hatte man – trotz der Warnungen des Kurzzeitintendanten Stephan Rabl – einen offenen Projektideenwettbewerb initiiert. Mehr als 1.000 Vorschläge trafen ein.
Das konnte nur schiefgehen. Denn mit einem ähnlichen Aufruf hatte sich bereits Wolfgang Lorenz als Intendant der Kulturhauptstadt Graz 2003 extrem viel Unmut zugezogen. Weil damals nur ein winziger Bruchteil realisiert wurde.
Und auch 2024 wird nur ein winziger Bruchteil realisiert werden. Dies mit Fingerspitzengefühl und am besten im persönlichen Gespräch darzulegen, entspricht allerdings nicht dem Schweeger’schen Naturell: Sie ließ an die 1.000 Absagemails verschicken. Das jeweilige Projekt sei zwar „intensiv besprochen“ worden, aber „nach eingehender Evaluierung“ sehe man leider keine Möglichkeit, es zu finanzieren. Ungeniert kübelte man mit diesen Worthülsen auch Projekte, die gar keine Subventionen, nur Support gebraucht hätten. Zur Sicherheit, damit es die örtliche Bevölkerung auch wirklich kapiert, legte man den Absagen eine Englisch-Übersetzung bei.
Natürlich ahnte Schweeger, was folgen würde. Und so erfand sie den „Marktplatz der Ideen“: Auf diesem sollten die Projekteinreicher andere Geldgeber finden können. Am 6. Mai gab es einen solchen in Bad Ischl – und erst kürzlich, am 14. Juli, einen in Bad Aussee. Manche Teilnehmer waren danach ernüchtert, manche zornig.
Und die Wut wird noch größer werden. Weil man im Salzkammergut befürchtet, dass es sich nicht mehr um ein Projekt handelt, das aus der Szene heraus entwickelt wurde. Man bemängelt unter anderem die fehlende Transparenz.
Sollten Sie auf Sommerfrische im Ausseerland sein: Lesen Sie die Alpenpost! In der aktuellen Ausgabe, erschienen am 7. Juli, beklagt sich Chefredakteur Florian Seiberl wortreich über das Verhalten der Intendantin: Am 24. Juni bequemte sich Schweeger, einer Handvoll Journalisten (wohl von lokalen Medien) Interviews zu geben. Zunächst hätte sie einen einstündigen Monolog gehalten – und dann, in der anschließenden Fragerunde, das Mikrofon vom Tisch gerissen. Sie hätte sich zudem „in sehr befremdlicher Art und Weise über die Einstellung der Einwohner des Ausseerlandes mokiert“.
Im abgedruckten Interview merkt man davon allerdings nichts: Schweeger soll den transkribierten, zur Durchsicht übermittelten Text „vollkommen umgeschrieben“ haben; er spiegle in keiner Weise mehr die damalige Situation wider.
Fairnesshalber sei angemerkt: Am KURIER-Interview, Ende Februar erschienen, hatte Schweeger kaum etwas zu bemäkeln.
Umgekehrt erscheinen die Klagen aus dem Salzkammergut durchaus glaubwürdig. So hätte Schweeger im „herrischen Ton“ verkündet: „Ich habe mich nicht beworben, ich wurde geholt!“ Diese Aussage ist kulturpolitisch natürlich hoch interessant. Denn warum gab es eine Ausschreibung?
Kommentare