KÖR betreute bisher nur die Projekte rund um Kunst im öffentlichen Raum. Und nun soll diese Organisation unter neuem Namen für das Kinderkulturhaus zuständig sein? Ihr Tratschpartner fragte daher bei KÖR-Chefin Martina Taig nach. Sie zeigte sich höchst verwundert. Denn sie wusste von nichts. Aufklärung brachte Anita Zemlyak, seit 2016 durchsetzungsstarke Leiterin des Kulturamts. Ohne sie wäre Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ziemlich aufgeschmissen.
Die Geschichte geht so: Die Stadt will in der Regel Eigentümerin der Kulturinstitutionen sein. Um die Hand drauf zu haben, wie man so schön sagt. Aber auch, um zu verhindern, was früher ein florierendes Geschäftsmodell war: Ein Theatermacher erwirbt auf Pump eine Spielstätte – und mit den Mieteinnahmen, die von der öffentlichen Hand zugeschossen werden, zahlt er den Kredit ab. Die Pension ist so gesichert.
Das Kulturamt hat nun eine Stadt Wien Kunst GmbH gegründet – für die vier Institutionen Kunsthalle, Foto Arsenal (siehe Artikel rechts), KÖR und das Atelierhaus, das im Pavillon 18 des ehemaligen Otto-Wagner-Spitals eingerichtet wird. Künstlerisch agiert jeder Bereich autonom. Zu den Aufgaben der künstlerischen Leitungen (mit Prokura) gehören die Programmgestaltung, die Produktion und die Kunstvermittlung.
„Clusterbildung“
Es gibt aber nur eine gemeinsame Geschäftsführung: Sie ist für die administrativen Aufgaben verantwortlich, zu denen die Organisation, das Personalwesen, das Finanz- und Rechnungswesen inklusive Controlling sowie das Gebäudemanagement gehören. „Diese Aufgaben werden für alle vier Geschäftsbereiche einheitlich und professionell erfüllt, sodass es (...) zu Kostenersparnissen kommt.“ Und: „Durch Clusterbildung und Fokussierung auf Kernkompetenzen kommt es zur Kostensenkung und Steigerung der Leistungsqualität.“
Dies erinnert ziemlich an das Modell der NÖKU, der Niederösterreich Kulturwirtschaft, die im Laufe der Jahrzehnte zu einem riesigen Konzern angewachsen ist. In den Anfangsjahren klagten die Direktoren (etwa der Kunsthalle Krems) über Entmachtung. Denn sie hatten bei der Eingliederung in die NÖKU quasi über Nacht die Hoheit über die Finanzen verloren. Längst aber ist das Modell etabliert. Und die neuen Leiter kennen es gar nicht anders: Ihr allmächtiger Boss ist NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl, Fädenzieher im Hintergrund bei der Tangente St. Pölten wie den einverleibten Festspielen Reichenau.
Doch Anita Zemlyak, die recht ruppig sein kann, widerspricht: Es fließt nicht eine Gesamtsumme an die Stadt Wien Kunst GmbH, denn für jeden Geschäftsbereich wird bei der Kulturabteilung ein eigenes Ansuchen gestellt. „Der Gemeinderat wird auch in Zukunft jeden einzelnen Geschäftsbereich gesondert zur Abstimmung bekommen. Die Prüfung der Förderungen erfolgt in gleicher Weise getrennt nach Geschäftsbereich und unterliegt den gleichen Kontrollmechanismen wie alle anderen Förderungen. Zusätzlich erfolgt das quartalsweise Controlling pro Geschäftsbereich an die Stadt.“
Klingt zumindest vernünftig. Aber was ist nun mit der Kunst im öffentlichen Raum und dem Kinderkulturzentrum? Durch die neue Organisationsstruktur ist die alte KÖR-GmbH quasi eine rechtliche Hülle ohne Inhalt. Und die wird kostensparend weitergenutzt – eben als KRW Kultur Raum Wien GmbH. Anita Zemlyak grinst. In diesen basiskulturellen Dingen versteht sie ihr Geschäft.
thomas.trenkler
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