Ein paar Kulturausschusssitzungen später wissen wir Genaueres: Das ImPulsTanz-Festival samt Tanzwochen bekommt 3,85 Mio. Euro, das WUK 2,1 Mio., das Konzerthaus und das Koproduktionshaus Brut je 2 Mio., der Dschungel 1,8, das Architekturzentrum 1,75, die Viennale 1,615, das Filmmuseum 1,6, das Haus der Musik 1,25, das Klangforum 1,14 Mio und das Odeon eine Million. Das Metropol erhält 800.000, das Gloria Theater 700.000, die Neue Oper Wien, das Mozarthaus, die Secession und das Künstlerhaus je 500.000, das Freud Museum 420.000, das Porgy & Bess 170.000, die Schule für Dichtung 120.000 Euro und so weiter. Fürs Gratis-Popfest gibt es 260.000 Euro, für den Gratis-Kultursommer vier Millionen (bloß ein Viertel davon wird an Gagen ausgezahlt). Viele Fördernehmer dürfen sich über Erhöhungen freuen.
„Kritische Akten“
Und dann gibt es ein paar, die schon im Dezember wussten, dass sie mit den eigentlich vereinbarten Summen heuer nicht das Auslangen finden werden. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei um Institutionen, die ohnedies recht üppig bedacht werden. Es wurde jedenfalls eifrig nachgebessert, was Ursula Berner, die Kultursprecherin der Grünen, erzürnt, weil diese „kritischen Akten erst im Nachtrag auf die Tagesordnung“ gesetzt wurden.
Darunter jene über die Vereinigten Bühnen Wien, die 2022 knapp 50 Millionen bekamen: Zusätzlich zu den veranschlagten 56 Millionen erhalten sie noch drei weitere. Teil der VBW sind die Musicalbühnen Ronacher (derzeit: „Rock Me Amadeus“) und Raimund Theater (bis 14. März geschlossen, danach das Lizenz-Produkt „Das Phantom der Oper“).
Argumentiert wird mit „stark gestiegenen Gehaltskosten“ sowie mit Ausgaben, die mit der Rückübersiedlung des Musiktheaters (derzeit im Museumsquartier) ins frisch renovierte Theater an der Wien während des Sommers einhergehen. Man baut da sichtlich auf Vergesslichkeit: 2022 hieß es, dass sich die Stadt mit insgesamt 39 Millionen Euro an den Gesamtkosten beteilige, die Wien Holding gewähre dem Tochterunternehmen VBW darüber hinaus ein Darlehen in der Höhe von 21,05 Millionen Euro.
Eine nachträgliche Aufstockung benötigen auch das KunstHaus Wien (1,8 Millionen Euro) und das Theater am Werk – nach nicht einmal einem halben Jahr unter neuer Leitung (von 1,35 auf 1,65 Millionen Euro).
Und die Wiener Festwochen. Statt 10,7 sollten sie 11,7 Millionen Euro bekommen. Nun werden es gleich 2,9 Millionen mehr – das entspricht einer Steigerung von 27 Prozent. Auch in diesem Fall wird mit „unerwarteten Entwicklungen bzw. Teuerungen“ argumentiert. Aber Milo Rau, der neue Chef, verspricht im Gegenzug eine „Freie Republik Wien“: Für die nächsten fünf Jahre würden die Festwochen „zur Experimentalstätte“ und „einem Gesamtkunstwerk“.
Die feierliche Ausrufung erfolgt durch den „Rat der Republik“ – u. a. mit Elfriede Jelinek und Jean Ziegler – zur Eröffnung am Rathausplatz am 17. Mai. Die „Freie Republik Wien“ werde ein Ort sein, „an dem gängige Denkweisen, institutionelle Abläufe und eingeschliffene Normen hinterfragt werden, neue Ansätze ausprobiert und Utopien gelebt werden können“. Wann Milo Rau seine Utopien vorstellt, steht aber noch in den Sternen.
Kommentare