"Transformers - The Last Knight": Wir sind das Popcorn

Megatron, der Anführer der Decepticons, lässt seine Gegner klein aussehen.
Michael Bay transformiert die Artus-Legende: laut, lang, spannungslos

Es hätte noch schlimmer kommen können. Aber es kommt schlimm genug.

Teil fünf von Michael Bays Kassenschlager-Spielzeug-Franchise " Transformers" ist fast genauso, wie man es sich vorstellt: endlos lang (knapp zweieinhalb Stunden, die sich wie vier anfühlen), endlos laut, endlos actionreich und erstaunlich spannungslos.

Aber es gibt eine Geheimwaffe, die sich Anthony Hopkins nennt. Er ist eine von vielen britischen Attraktionen (Stonehenge inbegriffen), die den wirren Handlungsverlauf aufheitern – im Fall von Hopkins mit maliziös geschliffenen Dialogen.

Hopkins kommt deshalb ins Spiel, weil er sich mit der Artus-Sage auskennt. Diese wiederum ist insofern bedeutsam, als in grauen Vorzeiten die Ritter der Artus-Runde (man glaubt es kaum) mit den Transformers zusammengearbeitet haben; dank der Vermittlung von Zauberer Merlin, gespielt von einem bärtig-besoffenen Stanley Tucci. Merlins Zauberstab gilt es nun zu finden – denn natürlich steht nichts weniger als der Weltuntergang auf dem Spiel: "Die Erde ist wie ein Mikrowellenherd, und wir sind das Popcorn. Wir werden geröstet."

Schlechte Aussichten für die Menschheit: Wer endet schon gern als Popcorn?

Zwischen den guten Robotern (Autobots) und den schlechten (Decepticons), die sich bekanntlich alle in verschiedene Vehikel verwandeln können, bahnt sich eine Schlacht an: Autobot Optimus Prime hat die Erde verlassen und braucht Merlins Stab, um seinen Planeten Cybertron zu retten. Das wiederum würde den Untergang der Welt bedeuten – und den gilt es zu verhindern.

Michael Bay räubert sich schamlos durch die Sci-Fi-Geschichte und bedient sich an allen Ecken und Enden, von "Star Wars" über "Alien" bis zu "Independence Day". Er setzt Autobots-Darling Bee auf Nazis an und exhumiert ein U-Boot aus dem Zeitalter von Jules Verne. Vom All bis zum Meeresgrund bleibt keine Dimension actionfrei.

Sitcom

Mark Wahlberg spielt (angeblich zum letzten Mal) den etwas abgeschabten Erfinder Cade Yaeger und betreibt eine Art Schrottplatz für übrig gebliebene Autobots. Diese Roboter-Emigranten (darunter Bumblebee) benehmen sich wie streitlustige Teenager. (Vielleicht sollte man Michael Bay vorschlagen, eine Sitcom mit Autobots ins Auge zu fassen?)

Weil Cade Yaeger dringend eine Frau braucht, führt ihm Bay eine britische Geschichtsprofessorin zu.

Diese sieht genauso aus, wie sich das ein pubertierender 14-Jähriger vorspielt: Eine vollbusige sexy Lady in knallengem Bleistiftrock, mit mörderisch hochhackigen Schuhen und – zum Zeichen ihrer Klugheit – einer schwarzumrandeten Brille.

Aber wenn Michael Bay etwas kann, dann Krawall schlagen. Mit 260 Millionen Dollar Budget bringt er stolzgeschwellte Schauwerte an Explosionen und 3-D-Effekten zustande, die sich im Finale lautstark zusammenballen.

Trotzdem geht Teil fünf schlecht aus: Er endet mit der Aussicht auf einen möglichen Teil sechs.

INFO: USA 2017. 149 Min. Von Michael Bay. Mit Mark Wahlberg, Anthony Hopkins, Laura Haddock.

KURIER-Wertung:

Das Fest scheint fröhlich, Menschen singen und klatschen. Es ist das kurdische Neujahrsfest von 1993, das im südostanatolischen Cizre gefeiert wird. Plötzlich tauchen türkische Panzer auf, fahren in die schreiende Menge, Schüsse fallen.

"Kinder vergessen so schlimme Erlebnisse nicht", sagt plötzlich eine Frau auf der Tonspur. Es ist die Stimme von Leyla Imret, die sich an dieses Ereignis erinnert. Daraufhin verließ sie ihre Heimat und lebte bei Verwandten in Bremen. Im Alter von 26 Jahren kehrte sie nach Cizre zurück und wurde dort die jüngste Bürgermeisterin.

"Dil Leyla", eine kleine, feine Doku der deutschen Regisseurin Asli Özarslan, liefert eine intime, kurdische Innenschau und erzählt von einer Frau, deren Engagement unter dem politischen Druck zu zerbröseln droht.

INFO: D 2016. 71 Min. Von Asli Özarslan. Mit Leyla, Dilges und Rosida Imret.

KURIER-Wertung:

"Transformers - The Last Knight": Wir sind das Popcorn
Leyla Imret kehrt in die kurdische Hochburg Cizre zurück

Geschlossene Fenster, zugezogene Vorhänge und die verriegelte Wohnungstür machen deutlich: Das Leben vor der Tür ist gefährlich. Draußen lauern Scharfschützen, Bomben, die Trümmer der Häuser werden geplündert. Philippe van Leeuws erschütternder Spielfilm zeigt, wie sich der Krieg in Syrien für Zivilisten anfühlt.

Erzählt wird aus der Perspektive von drei Frauen.

Eine Mutter hat sich mit Familie und Nachbarn in ihren vier Wänden verbarrikadiert. Trotz der Situation versucht sie, den Schein dessen zu wahren, was in der Realität verloren ist: das Gefühl von Ordnung und Sicherheit.

Wenn die syrische Krise eine Krise der Menschlichkeit ist, dann ist diese Wohnung ein Hort der Hoffnung. Van Leeuws Kammerspiel zeigt Menschen in einer extremen Situation. Obwohl die Brutalität des Krieges in keiner Weise beschönigt wird, ist "Innen Leben" vor allem ein Film über menschliche Würde, weil die drei Frauen demonstrieren, wie man sein Menschsein bewahren kann. Ein Film, der dem Zuschauer eine persönliche Haltung zu einem wichtigen Thema abfordert.Innen Leben.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: BEL 2017. 85 Min. Von Philippe Van Leeuw. Mit Hiam Abbas, Diamand Bou Abboud, Juliette Navis.

KURIER-Wertung:

"Transformers - The Last Knight": Wir sind das Popcorn
Hiam Abbas (li.) in "Innen Leben"

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