Tote-Hosen-Sänger Campino warnt vor "Ära der Lügen und Falschbehauptungen“

Tote-Hosen-Sänger Campino warnt vor "Ära der Lügen und Falschbehauptungen“
Der Sänger der Toten Hosen veröffentlicht seine Gastvorlesungen von Düsseldorf nun in Buchform. Im KURIER spricht er über Erich Kästner, traumatisierte Väter und die Sorge vor Donald Trump.

30.000 Menschen hatten sich um einen Platz in Campinos erster Vorlesung beworben, 20.000 waren es bei der zweiten. Aber nur  650 passten  im April in den größten Hörsaal der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.    

Der Sänger hielt die Vorlesungen „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer: Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ und „Alle haben was zu sagen. Die Kakophonie unserer Zeit“ als Gastprofessor. Unter dem Titel der ersten hat er beide nun als Buch veröffentlicht – ergänzt mit vielen weiteren Gedichten und Gedanken zu Lyrik und  Songtexten, die ihn geprägt haben. 

KURIER: Herr Campino, Ihr Buch „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer: Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ entstand, nachdem Sie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf als Gastprofessor zu zwei Vorlesungen eingeladen wurden. Warum haben Sie dafür die Themen Texte und Lyrik einerseits und Kommunikation andererseits gewählt?

Campino: Diese Themen sind eine Leidenschaft von mir. Es macht mir Freude, über Erich Kästner zu sprechen, aber auch über andere Künstler und die Bands und Dichter, die mich zum Texten gebracht haben. Ich möchte mit diesem Band Appetit aufs Lesen und auf die Beschäftigung mit Sprache machen. Es geht mir nicht um Sendungsbewusstsein, oder darum, die Welt zu verändern.

Sie haben aber unter anderen mit den Gedichten „Eine andere Möglichkeit“ und „Stimmen aus dem Massengrab“ von Erich Kästner und „A Survivor From Warsaw“ von Arnold Schönberg aus den 20er-Jahren teils erschütternde Antikriegslyrik eingeflochten.

Es gab dafür keinen Masterplan. Im Buch stehen all die Gedanken zu den Themen Lyrik und Sprache, die mich seit langem begleiten und in mir arbeiten. Aber das hat natürlich auch damit zu tun, wie es zurzeit um unsere Gesellschaft steht. Als Orientierung kommen diese klassischen Gedichte da gerade recht. Es gibt Parallelen von heute zu den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Wir müssen aufpassen, nicht wieder in dieselbe Falle zu tappen und diese extremen Stimmungen zu unterschätzen.

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