Und er lässt den Plot im Jahr 1975 spielen. Eigentlich ziemlich seltsam, weil gerade dieses Meisterwerk laut Libretto wie kein anderes exakt auf eine historische Situation im Juni 1800 fixiert ist, nämlich als Napoleon in der Schlacht von Marengo siegte. Angelotti (Milan Siljanov singt ihn mächtig) muss sich mehrmals statt in der Kapelle in einer Kiste verstecken.
Während der erste Akt ziemlich diffus und verwirrend wirkt, wird der zweite als spannendes thrillerartiges Kammerspiel auf einer doppelten Bühne, einem eleganten Salon inklusive Folterkeller (Ausstattung: Monika Pormale) gezeigt, wobei hier und zum Finale viel Blut spritzt.
Der ungarische Filmemacher und Regisseur setzt viel weitere Filmkenntnis voraus: „Mamma Roma“, „Teorema“ und „Medea“ flimmern in schwarz-weißen Ausschnitten auf den Wänden, während Cavaradossi sein berühmtes „E lucevan le stelle“ anstimmt.
Die Stimmen
Tosca tritt bei ihrem berühmten „Vissi d’arte“ aus der Szene heraus sie an die Rampe. Eleonora Buratto kann dieses Highlight des Abends nutzen. Sie weiß aber auch sonst die Titelheldin mit feinen Lyrismen, aber auch hohen Emotionen zu gestalten. Charles Castronovo kann mit viel Höhensicherheit punkten. Sein Tenor ist jedoch in den tieferen Lagen unschön vibratoreich. Ludovic Tézier mit seinem wunderbaren Bariton als Scarpia ist ein richtiger Fiesling mit viel Dämonie, aber immer eleganter Noblesse. Beim Bayrischen Staatsorchester verlangt Dirigent Andrea Battistoni Power und setzt es unter Starkstrom. Dadurch wird öfters mit Überdruck, mit zu wenig Feinheiten und nicht immer sängerfreundlich musiziert. Reicher Applaus!
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