Die Leidenschaft lodert auf Sparflamme

Wiener Rollen-Debüt: Thomas Hampson als Baron Scarpia
Giacomo Puccinis "Tosca" mit Hampson, Haveman und Giordani im Haus am Ring.

Dass er ein grandioser Gestalter ist, hat Thomas Hampson erst unlängst im Wiener Musikverein bei Liedern von Richard Strauss bewiesen. Und ein Sänger wie Hampson ist auch in der Lage, einer in vielerlei Hinsicht recht durchschnittlichen "Tosca" seinen Stempel aufzudrücken.

Und das, obwohl der amerikanische Bariton den Baron Scarpia zum ersten Mal an der Wiener Staatsoper sang. Ein Rollendebüt (Reprise am 27. Juni), das insgesamt gelungen ist. Hampson singt den fiesen Polizeichef kultiviert, wortdeutlich (einmal war der Souffleur rechtzeitig zur Stelle) und nobel. Er deutet aber immer auch an, wie gefährlich dieser Scarpia ist. Die große Szene zwischen Scarpia und Tosca im zweiten Akt wird so zum Höhepunkt der Aufführung.

Auch dank Barbara Haveman, die als Tosca zu einer intensiven Darstellung findet. Havemans Sopran ist dramatisch genug für diese Partie, obwohl die Stimme nicht besonders reich an Klangfarben ist. Dennoch singt sie etwa das "Vissi d’arte" solide; kann in den Szenen mit Mario Cavaradossi überzeugen.

Dieser ist bei Marcello Giordani in guten Händen. Der Tenor setzt gern auf Spitzentöne; ein bisschen Kraftmeierei ist ja erlaubt. Vor allem aber agiert Giordani glaubwürdig, ist um ein echtes Rollen-Porträt bemüht. Ähnliches gilt für die vokal nicht immer sattelfesten Sänger der kleineren Partien: Rollen-Debütant Paolo Rumetz als Mesner ist hier der Beste.

Schade aber, dass Puccinis so packendes Drama musikalisch etwas auf Sparflamme läuft. Das liegt an Dirigent Philippe Auguin, der "Tosca" merklich liebt und auch mitsingt, dabei das gute Orchester aber hart an die Grenze des melodischen Stillstands führt. Und wenn es bei Auguin einmal doch dramatisch sein soll, haben es die Sänger ziemlich schwer. Freundlicher Applaus.

KURIER-Wertung:

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