"Top Gun"-Komponist Faltermeyer: "Beim Film musst du Vollgas geben"

Er gehört zu jenen Komponisten, die im Filmgeschäft (und auch sonst) Maßstäbe gesetzt haben. Von den Anfängen mit Giorgio Moroder („12 Uhr nachts – Midnight Express“, „Jeanies Clique“ oder „American Gigolo“) bis hin zu den eigenen Welthits wie „Hot Stuff“ für Donna Summer kamen bald Filmmusiken zu Klassikern wie „Beverly Hills Cop“, „Feuer und Eis“, „Asterix in Amerika“, „Running Man“, „Tango und Cash“, „Didi – Der Doppelgänger“ sowie „Atomic Blonde“ dazu. Und naturgemäß: „Top Gun“, jener Film, der vor inzwischen 36 Jahren Tom Cruise zum Weltstar machte, der Harold Faltermeyer in den Hollywood-Olymp bugsierte. Und nun das Wiedersehen.
Denn bei „Top Gun: Maverick“ röhren nicht nur die Motoren der Flugzeuge. Sondern Faltermeyer hat wieder einen musikalisch gewaltigen Soundtrack geschaffen, der das visuelle Kinoerlebnis perfekt widerspiegelt, und klanglich nochmals erhöht.
Privatpilot
„Beim Film ist es ja immer so: Du musst als Komponist absolut Vollgas geben“, so der leidenschaftliche Flieger im KURIER-Gespräch. „Ich habe auch aus Altersgründen meine Privatpilotenlizenz erst unlängst zurückgelegt. Umso schöner war es, wenigstens die Musik zu ,Top Gun: Maverick‘ zu komponieren. Da war ich wenigstens irgendwie mitten im Fluggeschehen“, so der mehrfach prämierte 69-jährige Künstler.
Doch was macht einen guten Soundtrack aus? „Die Kombination aus den Bildern und der Musik – das muss einfach passen. Und es ist gar nicht so leicht, das hinzukriegen. Ich hatte auch Produzenten, die jeden Score im Nachhinein verändern wollten.“ Lachend: „Das war hier nicht der Fall.“ Und zum Entstehungsprozess: „Man bekommt die Bilder, sieht im Idealfall zumindest das Rohmaterial eines Films. Und dann muss man sich dazu etwas einfallen lassen. Oder man komponiert auf das jeweilige Thema bezogen darauf los und hofft, dass es den Auftraggebern gefällt.“
Faltermeyer weiter: „Ich denke, es ist schon eine große Kunst, eine echte Harmonie zwischen Bild und Ton zu erzeugen, noch mehr herauszuholen. Das habe ich in all meinen Scores versucht.“
Sich selbst sieht der gebürtige Bayer, der zwischen Deutschland und Hollywood pendelt, allerdings bescheiden als „Handwerker“. Denn: „Was nützt die größte Vision, wenn sie leider nicht zur Vorlage passt oder beim Publikum nicht ankommt. Man muss da bodenständig bleiben. Kunst ja, Künstlichkeit nein. Es geht letztlich immer um die Teamarbeit und das Ergebnis“, so Faltermeyer in herrlichem Bayerisch.
Und das Bayerisch-Bodenständige zeigt sich auch an den Hobbys des Komponisten. „Also fliegen, klettern, Skifahren – das waren und sind schon meine Steckenpferde. Jetzt, wo es mit dem Fliegen leider vorbei ist, setze ich auf das Fliegenfischen. Das entspannt ungemein.“ Großer Tipp: „München und das Fliegen ist für Privatpiloten nicht so gut. Wien und Salzburg haben da viel bessere Bedingungen. Deshalb habe ich unter anderem auch mit meinem Gitarristen Steve Stevens, der auch jetzt wieder bei ,Top Gun: Maverick‘ mit an Bord war, einst für die Red-Bull-Fliegerstaffel Flying Bulls das ,Flying Bulls Anthem‘ kreiert. Als kleines Dankeschön.“
Privatmann
Doch könnte sich der auch in Castingshows als Juror tätige und als Produzent des Rainhard-Fendrich-Musicals „Wake Up“ bekannte Faltermeyer auch ein „Top Gun 3“ vorstellen? Lachend: „Ich bin ja eigentlich schon ein Privatmann. Aber sollte es tatsächlich einen dritten Teil mit Tom Cruise geben und würde mich Paramount anrufen, dann wäre ich dabei. Das Komponieren ist ähnlich dem Fliegen. Du kommst davon nie wirklich los. Ich freue mich auf alle neuen Aufgaben und stehe grundsätzlich für Anfragen zur Verfügung.“ Nachsatz: „Auch wenn meine Frau das vielleicht gar nicht gerne hört. Aber Hollywood ist eben Hollywood. Ich habe da im Moment einiges im Talon, setze mich in mein Studio und produziere weiterhin Klänge, die man hoffentlich auch hören will.“
Denn: „Musik ist einfach mein Leben. Ich könnte ohne sie nicht existieren. Und der eine oder andere zukünftige Hit wäre natürlich eine Freude. Man soll nichts erzwingen. Ich kann mich im Notfall auf das Fliegenfischen konzentrieren, aber so eine geballte filmische Action ist halt doch etwas anderes.“
Harold Faltermeyer
Ist Komponist, Produzent, mehrfach prämierter Soundtrackschöpfer und (war) begeisterter Flieger. Seit den 1980er Jahren veredeln seine Kompositionen zahlreiche Kultfilme. Für seine Musik zu „Top Gun“ wurde Faltermeyer u. a. für einen Golden Globe nominiert. Finanziell war der erste Teil ein Kassenmagnet
Top Gun: Maverick
Ist die Fortsetzung des Klassikers aus dem Jahr 1986 und (rein subjektiv) fast besser als das Original. Einst führte Tony Scott (2012) bei dem Fliegerdrama die Regie; jetzt ist es Joseph Kosinski. Wieder spielt Tom Cruise die Hauptrolle; weiters sind u. a. Miles Teller, Jennifer Connelly, Jon Hamm, Val Kilmer und Ed Harris zu sehen. Harold Faltermeyer arbeitete bei seinem Soundtrack mit Hans Zimmer zusammen. Lady Gaga steuerte den Song „Hold My Hand“ bei
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