Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Tomak in seinem privaten Wiener Schauraum.
Tomak ist Maler, Zeichner, Bildhauer – und ein Unternehmer, der neue Wege im Kunstbetrieb sucht. Ein Porträt.

Kunst muss ja ein bissl rotzig sein“, sagt Tomak. „Wenn man sich keine Gegnerschaft erzeugt, kann man sich auch nicht reiben, und das wird dann reibungslose Kunst.“
Der Künstler, 1970 in Niederösterreich geboren, eckt sichtlich gern an – mit seinen Bildern, die öfters chirurgische Detailansichten, obszöne Schriftzüge und Maschinenteile enthalten, ebenso wie mit seinem Auftreten, in dem Merkmale eines Rockstars, eines Pülchers und eines comicbesessenen Teenagers verschwimmen.

Doch Tomak reibt sich auch am Kunstbetrieb selbst. Seit er die – wie er sagt – „starre Beziehung“ zu seiner langjährigen Galerie beendete, praktiziert er ein freies Künstler-Unternehmertum, wie es im Informationszeitalter zunehmend üblich wird. Auch wenn das Publikum oft noch dem Ideal des einsam schaffenden Malergenies anhängt.

Pinsel & Handy

Der KURIER besucht Tomak in seiner als Schauraum genutzten Wiener Wohnung, just einen Tag, nachdem die Exponate seiner neuen Ausstellung in Salzburg – „Batman vs. Tomak“ – fertiggestellt und abgeholt wurden. „Froh, aber leer und ziemlich fertig“ fühlt er sich.

Malen und mailen: Ein Künstlerleben
Der Künstler TOMAK im Gespräch über Nutzen und Wert des Galeriewesens in Österreich. Wien, 16.07.2014
„Ich war in den vergangenen Wochen von sieben Uhr Früh bis um 24 Uhr teilweise in zwei Ateliers, vormittags im ersten, dann im zweiten“, erzählt er. „Ich habe daneben telefoniert, habe beim Malen das Telefon in der Hand gehabt – es muss so gehen. In der heutigen Zeit, mit e-mail, SMS und iPad, kannst du das eigentlich ziemlich lässig machen. Bis man in dem Modus drin ist, dauert es, weil man glaubt, es bremst die Arbeit. Aber das Gegenteil ist der Fall.“

Tomak dirigiert ein Team von mehreren Mitarbeitern – neben zwei fixen Assistenten arbeiten noch Fotografen, Grafiker, ein Siebdrucker, eine PR-Expertin regelmäßig für ihn. „Die Briefings gibt’s via Internet. Wenn man weit genug vorausdenkt, alles durchplant und sich alle halbwegs an die Zeitpläne halten, funktioniert’s“.
Die Produktion von Kunstwerken ist dabei nur ein Faktor: Ausstellungen und Transporte müssen organisiert, Sammler und „Fans“ über die Entwicklung des Werks auf dem Laufenden gehalten werden.

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

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TOMAK
Malen und mailen: Ein Künstlerleben

TOMAK
Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

TOMAK
Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Malen und mailen: Ein Künstlerleben

Viele dieser Aufgaben erledigt traditionell eine Galerie für einen Künstler. Doch nachdem sich Tomak mit ziselierten Bleistiftzeichnungen ein Markenzeichen geschaffen hatte – die Albertina zeigte 2012/’13 einen Zyklus und erwarb mehrere Arbeiten – suchte er neue Wege und kam mit seiner Galerie in Konflikt.

Neue Formate

Das Zeichnen – täglich acht Stunden gebückt über dem Blatt – sei ihm langweilig geworden und habe ihn auch körperlich mitgenommen, erzählt der einstige Schüler von Christian Ludwig Attersee. „Ich war früher immer ein großformatiger Maler. Es hat aber ein dreiviertel Jahr gedauert, um wieder in die großen Formate hineinzufinden und die ersten guten Ergebnisse zu haben. Diese Geduld haben Galeristen, hat der Markt teilweise nicht.“

Tomak war allerdings auch abseits des Ateliers umtriebig. Für eine Serie von Porträtköpfen kooperierte er mit der TU Wien und der Medienfirma „Cast Your Art“ und sammelte mit limitierten Posters Geld für die Produktion der Skulpturen.

TOMAK - Phantomak from KA21 / CastYourArt on Vimeo.

Er stellte in Privatgalerien und dem Club des Szene-Unternehmers Martin Ho („Dots“) aus, schuf Videos und Installationen: „Ich hab mich ausgetobt.“ Für die Kreativität war das goldrichtig, sagt er. „Was macht denn ein Künstler, der jeden Tag dasselbe malt? Das ist ja fad, auch zum Anschauen.“

Zwei Ateliers und Mitarbeiter wollen freilich bezahlt werden. Tomak ist nach eigenem Bekunden gut im Geschäft – „scheinbar hab’ ich auch Talent, Dinge zu verkaufen oder Begehrlichkeiten zu erzeugen“, sagt er. Bei größeren Vorhaben räumt er Sammlern das Recht ein, sich exklusiv Werke auszusuchen, im Gegenzug strecken diese Produktionskosten vor.

„Diese Sicherheiten muss man sich schaffen“, sagt Tomak. „Ich hatte eine Galerie, die mir 3000 Euro im Monat überwiesen hat, einfach so. Das ist auch eine Sicherheit, aber eine langweilige, weil da bin ich Bediensteter. Und ich bin sicher nicht Künstler geworden, dass mir irgendjemand sagt, was ich tun soll.“


INFO

Die Schau „Batman vs. Tomak“ ist bis 30.8. in der Rudolf Budja Galerie in Salzburg, Wiener Philharmoniker-Gasse 3, zu sehen.
www.tomak-eccemachina.com

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