Tobias Moretti: "In seine eigenen Abgründe begeben“

Tobias Moretti: "In seine eigenen Abgründe begeben“
Der ROMY-nominierte Schauspieler über das Böse, innere Grenzen und Dreharbeiten mit seiner Tochter.

Von Gabriele Flossmann

Tobias Moretti ist viel beschäftigt. Für seine Beethoven-Darstellung in der Filmbiografie „Louis van Beethoven“ ist er für eine ROMY nominiert. Derzeit steht Moretti für die vom ORF und der ARD koproduzierte Thriller-Serie „Euer Ehren“ vor der Kamera. Davor drehte er für ZDF und Servus TV einen Zweiteiler unter dem Arbeitstitel „Il Pastore“. Mit von der Partie ist auch Tobias Morettis Tochter Antonia. Am Sonntagabend (20.15 Uhr, ORF 2) ist Moretti im Thriller „Im Abgrund“ zu sehen. Tobias Moretti trifft als Kindesmörder Hagenow auf Peter Kurtz als Kommissar Wallath.

KURIER: Sogenannte „Filmbösewichte“ klagen oft, dass man sie nach den Spuren des Bösen im privaten Ich fragt. Haben Sie diese Erfahrung auch schon gemacht?

Tobias Moretti: Egal, ob man jetzt über die Rampe und in die Weite des Theaters spielt, oder für den intimen Blick einer Kamera – man muss ganz einfach den inneren Anteil merken. Weil es auf der Bühne immer um Wahrhaftigkeit geht. Natürlich versucht man als Schauspieler, wenn man sich einer Figur nähert, irgendeinen Ankerpunkt zu finden. Das kann ein historisches Verständnis sein. Es kann aber auch eine Schnittmenge mit dem eigenen Ich sein. Und da muss man sich natürlich auch in seine eigenen Abgründe hineinbegeben, aber auch in die eigenen Banalitäten. Es gibt die Banalität des Bösen. Und es gibt Menschen, die monströse Dinge tun, aber im alltäglichen Umgang alles andere als Monster sind. Und das sind eben diese Blessuren der Psyche, diese Risse bei Leuten, die sonst als höflich und hilfsbereit beschrieben werden, die manchmal auf ihr Umfeld kleingeistig oder spießig wirken und dann solche Dinge tun. Das liegt einfach in diesem Spektrum des menschlichen Seins.

Kommentare