Thom Yorkes Band The Smile: Höchste Musikalität, aber wenig Feeling

Thom Yorkes Band The Smile: Höchste Musikalität, aber wenig Feeling
Der Frontmann von Radiohead trat mit seiner im Lockdown gegründeten Band im Wiener Gasometer auf

Eigentlich müsste der Wiener Gasometer ausverkauft sein. Denn immerhin steht an diesem Dienstagabend hier mit Radiohead-Sänger Thom Yorke einer der größten Stars der Alternative-Rock-Szene auf der Bühne. Dass sich das Publikum in dem Saal trotzdem ungewohnt wenig drängelt, liegt vielleicht an den Ticketpreisen von über 62 Euro.

Vielleicht aber auch daran, dass das Debüt-Album „A Light For Attracting Attention“ von Yorkes Nebenprojekt The Smile, mit dem er hier auftritt, erst vorige Woche erschienen ist, dass man nicht die Katze im Sack kaufen wollte und sich möglicherweise noch nicht weit genug herumgesprochen hat, wer hinter dem Namen The Smile steckt. Neben Yorke sind das Radiohead-Multiinstrumentalist Jonny Greenwood und Jazz-Schlagzeuger Tom Skinner. Während der Pandemie entstand die Band, weil Greenwood Lust hatte, mit Yorke Songs zu schreiben.

Thom Yorkes Band The Smile: Höchste Musikalität, aber wenig Feeling

Als erste Single lieferten The Smile mit „You Will Never Work In Television Again“ einen punkigen Song. Mit dem Album aber kommt das Trio dem Radiohead-Sound nahe, mischt balladeske Piano- und Keyboard-Strukturen mit experimentellen Gitarrenpassagen, die manchmal chaotisch klingen und häufig hypnotisch-monoton Riffe breittreten, die sich durch den ganzen Song ziehen.

Es ist ein eklektischer Sound, den das Trio bietet, nicht leicht zugänglich – weder in den Melodien, noch in der Instrumentierung. Klar, diese Musiker haben sich noch nie um Erwartungshaltungen des Publikums gekümmert, nur gemacht, was ihnen Spaß macht.

Das äußert sich im Gasometer auch in der Bühnenpräsenz. Den ersten Song, das wunderbare „Pana-vision“, spielt Yorke am Klavier sitzend mit dem Rücken zum Publikum. Auch Greenwood steht meistens in sich gekehrt da, Kopf hängend, fixiert auf sein Instrument und die Töne. Eine Kommunikation mit dem Publikum gibt es so gut wie nie – weder zwischen noch während der Songs.

Kompromisslos

Da kann man sich bei „The Smoke“ über den funkigen Bass, bei „The Opposite“ über jazzige Grooves freuen, und bei „Free The Knowledge“ und „The Same“ die zarten Melodien und Yorkes klare, hohe Stimme genießen. Man kann über die Musikalität des Trios staunen, über die Vielseitigkeit von Yorke, der nicht nur – wie auch Greenwood – Keyboards und Gitarren spielt, sondern auch Harfe. Und man muss den Mut der Musiker bewundern, ihr Ding so kompromisslos durchzuziehen. Aber unter die Haut geht das nur in wenigen Momenten.

Bei der Zugabe kommt Yorke dann doch noch ins Plaudern. Den Eindruck, dass The Smile ihren komplexen Sound aber eigentlich nur für sich machen, ihn dem Publikum zwar zur Verfügung stellen, ihn aber nicht gemeinsam mit ihm zelebrieren wollen, kann das nicht mehr verwischen.

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