Was für ein Geschenk! Man darf über ein Konzert berichten, das in dieser Form eigentlich gar nicht geplant war. Denn ursprünglich wollten die Wiener Philharmoniker und Dirigent Christian Thielemann ja „nur“ alle neun Symphonien von Anton Bruckner für die Nachwelt auf CD, DVD, für die Klassikplattform fidelio und den ORF festhalten.
Doch nach der Absage der Salzburger Osterfestspiele hat man umdisponiert und den Aufnahmen-Katalog um zwei weitere Symphonien ergänzt. Um Bruckners sogenannte „Studiensymphonie“ in f-Moll und um die auch als „Nullte“ titulierte Symphonie in d-Moll. Für Dirigent Thielemann „vollgültige Werke“.
Was also durften die wenigen – nach einem negativen Corona-Test – zugelassenen Medienvertreter am Sonntagvormittag im Musikverein hören? Zwei Symphonien, die Bruckners Weg zur Meisterschaft ganz hervorragend dokumentieren. Da wäre einmal die f-Moll-Symphonie, bei der noch viele historische Einflüsse hörbar sind. Der geschmähte Beiname „Studiensymphonie“ ist allerdings nicht ganz unzutreffend. Dennoch wird Anton Bruckners spätere Klangsprache bereits deutlich.
Viel deutlicher zeigt aber die „Nullte“ in d-Moll, welche kompositorische Pranke Bruckner schon in jüngeren Jahren hatte. Sicher: Mitunter denkt man an eine Ballettmusik von Giuseppe Verdi, dann sind auch ein Robert Schumann oder sogar ein Luigi Cherubini spürbar. Im großartigen, langsamen Satz oder im Finale regieren aber reinste, vollendete Anton-Bruckner-Klänge.
Vollendet auch, weil die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann beide Stücke intensiv geprobt haben, weil bei diesen Interpretationen einfach alles passt. Die Streicher, die Bläser, die Details, die Nuancen und der berühmte Zug zum Tor. Und natürlich die wohl einzigartige philharmonische Klangkultur.
Fazit: Der nächste, interessante Bruckner-Meilenstein im Zyklus.
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