Theater in der Josefstadt wird mit 5,5 Millionen Euro entschuldet
Bei der Jahrespressekonferenz des Theaters in der Josefstadt im Juni tat Stiftungsvorstand Günter Rhomberg kund, dass man trotz der Corona-Hilfstöpfe nicht über die Runden käme. Im Lockdown sei der Probenbetrieb weitergeführt und Kurzarbeit nur in geringem Maße in Anspruch genommen worden. Es hätten zwar 1,4 Millionen Euro eingespart werden können, die Erlöse seien jedoch von erwarteten zehn Millionen Euro auf deren 1,4 Millionen gesunken. Man wisse noch nicht genau, wie groß die Lücke sei, man wisse nur, dass die Subventionsgeber am Ende gefordert sein würden.
Das Ende ist nun, nach der Finanzprüfung, da: Die Lücke beträgt 5,5 Millionen Euro. Sie ist allerdings nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen. Zu dem in der Saison 2020/21 entstandenen Jahresverlust von 2,3 Millionen Euro kommen bereits davor bestehende Schulden von weiteren 3,2 Millionen. Das gaben Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler am Freitag bekannt. Der Bund und die Stadt Wien gewähren je 2,75 Millionen Euro an einmaligen "Sonderzahlungen".
Geknüpft ist die Entschuldung an klare Bedingungen. Es sei klar, so Mayer, "dass man sich die grundsätzliche Struktur des Theaters genau anschauen muss. Die Corona-Pandemie ist nur ein Teil der Geschichte. Wir haben deshalb gemeinsam mit der Stadt Wien entschieden, dass wir dem Theater mit einer einmaligen Entschuldungsmaßnahme einen wirtschaftlichen Neustart ermöglichen, erwarten uns aber im Gegenzug eine ernsthafte Prüfung von Einsparungs- und Umstrukturierungsmöglichkeiten seitens der Geschäftsführung, damit wir als Fördergeber nicht in ein paar Jahren wieder am gleichen Punkt stehen.“
Das Theater in der Josefstadt hat sich unter anderem zur Erstellung einer Fortbestandsprognose und Analyse des maximalen Einsparungspotenzials mit dem Ziel ausgeglichener Jahresergebnisse ab der Saison 2021/2022 verpflichtet. Künftig werde es ein monatliches schriftliches Reporting der Geschäftsführung an den Aufsichtsrat sowie Verbesserungen beim vierteljährlichen Reporting in
den Aufsichtsratssitzungen geben.
Eine ergebnisoffene Strukturreform soll erarbeitet werden, um weitere Einsparungspotenziale zu identifizieren (inklusive Überprüfung von Alternativen zum derzeitigen Repertoire-/Premierensystem). Und schließlich: Die Direktorsposten werden nicht mehr freihändig vergeben, es gibt ab nun eine Ausschreibungspflicht für die Geschäftsführungsposten. Herbert Föttingers Vertrag läuft 2026 aus.
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