Das Ergebnis der Sitzung wurde vom Josefstädter Theater nicht bekanntgegeben. Auf Nachfrage des KURIER hieß es: "Der Stiftungsrat wird sowohl den Untersuchungsbericht transparent machen, als auch die daraus folgenden Ableitungen den Medien bekannt geben. Mit Rücksicht auf die morgige Premiere wird das am Freitag stattfinden.“
Man argumentierte mündlich dahingehend, dass das Haus „geschützt“ werden müsse. Geschützt werden soll aber dem Anschein nach Direktor Föttinger: Er beauftragte sich selbst mit einer der beiden Hauptrollen in „Sonny Boys“.
Doch Betroffenenanwalt Wolfgang Renzl (Kanzlei ParLaw) geht es um den Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei ihm meldeten sich in den vergangenen Wochen insgesamt 18 Personen, die Erlebnisse im Theater und/oder mit dem Direktor zu Protokoll gaben. Renzl übermittelte die anonymisierten Aussagen der Kanzlei Dorda; sie sollten, so hofft Renzl, in den Endbericht eingeflossen sein.
Zudem gab der Anwalt ein Gutachten bei Michaela Windisch-Graetz, der Vorständin des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien, in Auftrag. In diesem sollte abstrakt geklärt werden, welche Dienstgeberpflichten ein Theaterunternehmen im Zusammenhang mit solchen Vorfällen hat, ob durch das Verhalten des Arbeitgebers gesetzliche oder vertragliche Dienstgeberpflichten verletzt würden und ob die geschilderten Verstöße so schwer wögen, dass sie eine begründete Entlassung der handelnden Personen rechtfertigen würden.
Anzumerken ist: Michaela Windisch-Graetz ist bei der Erstellung des Gutachtens davon ausgegangen, dass die Sachverhalte der Realität entsprechen. Aufgrund mehrerer Gespräche, die der KURIER führte, erscheinen die beschriebenen Vorkommnisse als durchaus plausibel.
Der Direktor soll unter anderem MitarbeiterInnen minutenlang angebrüllt und mit „Rausschmiss“ gedroht haben – etwa in einem dunklen Raum bei geschlossener Tür. Personen sollen immer wieder vor dem Team herabgewürdigt, als „nicht schön genug für die erste Reihe“ bezeichnet oder auf primäre Geschlechtsmerkmale („Tutteln“) reduziert worden sein – oft in einer derben Sprache, die man in der Tageszeitung besser nicht zitiert. Es dürfte auch etliche Vorfälle mit Regisseur Claus Peymann gegeben haben. Beschwerden ließ der Direktor angeblich nicht gelten.
Michaela Windisch-Graetz kommt zum Ergebnis (das Gutachten liegt dem KURIER vor): „Zusammengefasst zeichnen diese Stellungnahmen ein Bild von struktureller Gewalt und Ausnutzung von Machtpositionen im Theaterbetrieb. Es wird eine Atmosphäre der Angst und psychischem Stress geschildert, in denen Tätlichkeiten, Ehrverletzungen und sexuelle Übergriffe an der Tagesordnung stehen.“
Die sogenannte „Fürsorgepflicht“ dürfte mehrfach verletzt worden sein. Andere Vorfälle bezeichnet Michaela Windisch-Graetz als „Mobbing“ beziehungsweise „Bossing“.
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