In rund zwei Wochen steht fest, wer im Herbst 2026 auf Herbert Föttinger folgen wird. Denn die Hearings finden gerade statt. Die Angst, künftig eine „lame duck“ zu sein, muss dem Direktor des Josefstädter Theaters, ordentlich zusetzen: Er redete sich bei seiner Pressekonferenz am Mittwoch derart in Rage, als gäbe es kein Morgen mehr. Und er unterhielt blendend als besorgter Polit-Kasperl, der Kickl am liebsten nach Kärnten remigrieren ließe. Doskozil möge bitte aus der SPÖ austreten – und Babler Kanzler werden.
Und er torpedierte sein Programm für die nächste Saison – mit den Highlights der allerletzten: Es soll Uraufführungen von Felix Mitterer, Daniel Kehlmann und Nikolaus Habjan geben – und von Peter Turrini das Stück „Was für ein schönes Ende!“
Andrea Breth wird sich mit Brunhilde Pomsel, der Sekretärin von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, beschäftigen. Und Föttinger nimmt als Bruscon in Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ Abschied. Regie führen wird – Gag am Rande – der ehemalige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann.
Auch dessen Frau, Alexandra Liedtke, wird inszenieren. Bereits in der nächsten Saison „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Labiche – als Ersatz für den erkrankten Claus Peymann, der 1986 an der Burg mit dem „Theatermacher“ begonnen hatte.
Brandstifter, präventiv
Insgesamt gibt es in der Josefstadt und in den Kammerspielen 13 Premieren, vier von Frauen umgesetzt: Sandra Cervik macht Ferdinand von Schirachs „Sie sagt. Er sagt.“ (ab 7. 9.), Amélie Niermeyer „Onkel Wanja“ von Tschechow (ab 14. 11.) – und Stephanie Mohr „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch. Er habe, sagte Föttinger, dieses Lehrstück ohne Lehre „präventiv“ am 10. 10. angesetzt, wenige Tage nach der Nationalratswahl: Man verhalte sich in Österreich wie die Hauptfigur – und reiche dem Brandstifter FPÖ die Streichhölzer.
Die ohnedies tolle Auslastung (83,5 Prozent) will der Direktor unbedingt übertreffen: Er bringt Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ zu Beginn (4. 9.) und Schnitzlers „Das weite Land“) zum Abschluss (22. 5.). Mit Robert Meyer gibt er die „Sonny Boys“ von Neil Simon (50 Vorstellungen!). Weiters ist Charles Dickens gegendert geplant, Thomas Mann, John Steinbeck und härterer Stoff: „Azur“ von Lisa Wentz, Marius von Mayenburgs „Nachtland“ und „Das Vermächtnis“ von Mattew López.
Die Eigenerlöse liegen laut Stiftungsvorstand Thomas Drozda bei herausragenden 25 Prozent. Auf die Frage des KURIER, wie man den Umstand bewerte, gleich viel Subvention wie das Volkstheater zu bekommen, das deutlich weniger Spieltage und eine geringere Auslastung aufweist, brachte Föttinger schließlich völlig aus der Fassung: „Das ist eine absolute Frechheit“, so der Direktor, „das ist einfach nicht fair und ungerecht und von Frau Kaup-Hasler kein guter Zug. So sehr ich sie mag, aber es ist ganz klar, dass sie ein Theater bevorzugt. Das ist das Volkstheater und nicht die bürgerliche Josefstadt. Aber wer sagt, dass die Josefstadt bürgerlich ist, der muss ja eh schon irgendwo Lähmungen im Hirn haben. Dieses Theater ist ein absolut demokratisches, antifaschistisches Theater. Nicht so stark digital, das gebe ich zu. Wir sind noch analog, aber unsere Inhalte haben schon eine gewisse Schärfe.“
Über Föttingers Schimpfereien musste auch Drozda schmunzeln. Zweckdienlich waren diese aber kaum: Der Stiftungsvorstand verhandelt gegenwärtig mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hsler (SPÖ) eine Subventionserhöhung um einen Millionenbetrag ...
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