Nach dem Schock kam doch die Freude

APA11752742-2 - 05032013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Dirigent Nikolaus Harnoncourt am Dienstag, 5. März 2013, anl. der PK Premiere "Fidelio" von Ludwig van Beethoven im Theater an der Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Paukenschlag. Kušej sagt für "Così" ab; Nikolaus Harnoncourt macht Da-Ponte-Zyklus konzertant.

Es war ein ziemlicher Schock, jetzt aber überwiegt die Freude.“ Intendant Roland Geyer ging in den letzten Tagen durch ein Wechselbad der Gefühle. Der Grund: Mozarts „Così fan tutte“, eine der zentralen Produktionen der Spielzeit 2013/’14 im Theater an der Wien, kann in der geplanten Form nicht stattfinden. Denn der für „Così“ vorgesehene Regisseur Martin Kušej ist ausgestiegen.

Kušej habe Bedenken gehabt, die Aufgabe „aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen“ nicht bewältigen zu können, so Geyer. Auch hätten Kušejs Ärzte dem Theatermacher geraten, kürzer zu treten. Eine „Così“ (die Premiere war für 17. März 2014 avisiert) ohne Regisseur – was also tun? Gemeinsam mit dem „Così“-Dirigenten Nikolaus Harnoncourt fand Geyer eine Lösung. Statt einer szenischen „Così“ wird Harnoncourt den gesamten Mozart/Da-Ponte-Zyklus (also auch „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“) in zwei Spielserien konzertant zur Aufführung bringen.

Neue Termine

Am 6. und 8. März kommt „Figaro“, am 17. und 19. März folgt „Don Giovanni“, am 26. und 28. März beendet „Così“ die Trias. Harnoncourt wird dabei den Concentus Musicus dirigieren; die ursprünglich für „Così“ engagierten Sänger sollen auch in den anderen Mozart-Opern zum Einsatz kommen; für zentrale Partien wie Don Giovanni gibt es ein eigenes Casting. Die Aufführungen werden auf DVD mitgeschnitten.

Er habe nicht sofort zusagen können, so Harnoncourt. Dann aber habe er gesehen, dass man bei diesem Projekt auch die diversen Querbeziehungen zwischen den einzelnen Opern aufzeigen könne. Ursprünglich habe er aber daran gedacht, statt Mozart Händels „Giulio Cesare“ zu machen. Eine Zukunftsidee, die laut Geyer noch nicht vom Tisch ist, „weil wir beide davon begeistert sind“.

„Keine Option“ war es für Geyer, die gefeierte „Così“-Inszenierung von OscarPreisträger Michael Haneke aus Madrid zu holen. Denn: „Die Koppelung Haneke und Harnoncourt wäre nicht möglich gewesen, nicht menschlich, sondern künstlerisch.“ Sollte aber der designierte Festwochen-Intendant Markus Hinterhäuser (ab 2014) diese Produktion im Theater an der Wien bringen wollen, würde sich Geyer sehr freuen.

Was aber bedeutet diese neue Konstellation für die Abonnenten? Opernliebhaber mit Premierenabo haben nun die Möglichkeit, entweder die „Traviata“-Übernahme aus Graz (Regie: Peter Konwitschny, mit Marlis Petersen) in ihr Portfolio mitaufzunehmen, nur sieben statt der geplanten acht Werke zu sehen, oder den gesamten konzertanten Da Ponte-Zyklus als achte Veranstaltung einzuplanen.

Und wie kommentiert Geyer, dass das Theater an der Wien bei den eben verliehenen Opera Awards – man war als beste Opera Company nominiert – leer ausgegangen ist? „Natürlich hätte ich den Preis für das Haus gerne gewonnen, auch weil wir als Unternehmen unterfinanziert sind. Aber wir waren unter den besten Fünf. Und das bedeutet, dass wir zumindest die fünftbeste Oper der Welt sind.“

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