The Who in Wien: Alle Hits, wenig Inspiration

The Who mit Roger Daltrey links und Pete Townshend
Ein bisschen kraftlos: Pete Townshend und Roger Daltrey live in der Wiener Stadthalle.

„Ich habe das alles geschrieben, als ich ein kleines Kind war“, sagte Gitarrist Pete Townshend am Ende des Konzertes seiner Band The Who Mittwochabend in der Wiener Stadthalle. „Also applaudieren Sie jetzt meinem kleinen Kind.“

Zuvor hatte Sänger Roger Daltrey bei der Bandvorstellung Townshend für diese „wunderbaren, wunderbaren Songs“ gedankt. Und tatsächlich hatte man das Gefühl, dass auch der große Schlussapplaus der fast 10.000 Konzertbesucher mehr dem legendären Repertoire der Band galt, als der Interpretation bei diesem Konzert.

Denn von der Setlist her hatten die beiden noch lebenden Originalmitglieder (Drummer Keith Moon starb 1978, Bassist John Entwistle 2002) und ihre fünf Begleitmusiker kaum Wünsche offen gelassen. Zwei Stunden lang gab es fast nur Klassiker der Rock-Geschichte zu hören: „My Generation“, „I Can See For Miles“, „Pinball Wizard“, „Won’t Get Fooled Again“ und, und, und . . . Okay, am Ende fehlten dann immer noch Karriere-Highlights wie „Magic Bus“ und „Pictures Of Lily“. Aber dafür hatten die Briten ein paar Zuckerl für Hardcore-Fans dazwischen geschoben, weniger oft gehörte Stücke wie „Relay“ oder das Instrumental „The Rock“.

Reduziert

Was in der Stadthalle aber abging, war das Feuer und die ungestüme Kraft, die The Who in den 70er- und 80er-Jahren auf die Bühne bringen konnten. Townshend ist jetzt 71, Daltrey sogar 72. Logisch, dass sich die beiden da nicht mehr so spritzig und temperamentvoll bewegen wie einst. Und in verhaltener, reduzierter Form waren sie ja auch noch da, die typischen physischen Attribute einer Who-Show. Daltrey zeigte den Lasso-Trick mit dem Mikrofon-Kabel genauso wie Townshend den in die Saiten dreschenden Windmühlen-Arm.

Aber leider war auch die Spielleidenschaft verhalten. Über weite Strecken klangen The Who (verstärkt unter anderen von Townshends Bruder Simon an der zweiten Gitarre und Ringo-Starr-Sohn Zak Starkey and den Drums) ein bisschen schwunglos - routiniert, aber selten inspiriert, wie Ton-Arbeiter anstatt -Genießer. So war das Konzert für viele junge Fans, die die Band auf dieser Abschiedstour zum ersten (und letzten) Mal sahen, ein Erlebnis. Für jene, die früher schon dabei sein durften, war es eine nette Reise in die Vergangenheit, zurück zu unvergesslichen Songs. Ein Nostalgie-Trip, nach dem man gerne ältere Konzert-DVDs entstaubt und sich damit dran erinnert, was an The Who einst so faszinierend war.

KURIER-Wertung:

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