Die Epochen von Taylor Swifts Weltkarriere
Alle sprechen von Taylor Swifts „The Eras Tour“. Aus elf Äras besteht die 18-jährige Karriere des Pop-Megastars, der im August in Wien gastiert. Ein kleiner Fahrplan durch diese musikalischen Zeitabschnitte.
Die erste Ära geht auf Swifts Debütalbum zurück, das schlicht „Taylor Swift“ betitelt war. Sie hat es 2006 mit 16 Jahren herausgebracht und handelt dementsprechend von den emotionalen Nöten einer Highschool-Schülerin. Genretechnisch ist es Country-Pop mit Banjos und Geigen, der erste Hit daraus heißt „Tim McGraw“. Das ist übrigens auch ein Countrysänger. Es soll Swifts Ziel gewesen sein, dass man bei diesem Namen eher an sie denkt als an Tim McGraw selbst. Das ist gelungen.
Weg in den Mainstream
Daran schloss 2008 die „Fearless“-Ära an. Auch dieses Album bietet Countrypop und sollte das bis heute am meisten ausgezeichnete Country-Album werden. Es zementierte den Status der 17-Jährigen in einer Branche, die zu der Zeit stark von männlichen Künstlern dominiert war. Die poppige Anmutung ebnete ihr zudem den Weg in den Mainstream. Hits aus „Fearless“ sind etwa „Love Story“ und „You belong to me“.
Berühmte Ex-Partner
2010 startete Swift die „Speak Now“-Ära. Immer noch stark country-beeinflusst, ist dieses Album inhaltlich schon das Dokument einer jungen Frau, die in der Celebrity-Welt angekommen ist. Sie verarbeitet (gescheiterte) Beziehungen mit Pop- und Filmstars wie John Mayer und Taylor Lautner (damals immens populär durch die „Twilight“-Saga). Die Trennung von Popsänger Joe Jonas nimmt sie im Song „Last Kiss“ aufs Korn. Die Einleitung dauert 27 Minuten – genauso lang wie das Telefonat, in dem er mit ihr Schluss gemacht hat. Optisch wird die Ära – auch in den Konzerten – von glitzernden Fransenbodys und Strass-Gitarren begleitet.
Alarmstufe Rot hieß es 2012: Da erschien „Red“, auf dem sich Swift erstmals deutlich von Countryklängen entfernt. Die Akustikgitarre darf zwar bleiben, aber sie macht auch Platz für elektronischen Synth-Pop oder Brit-Rock. Es gibt wieder einen berühmten Ex-Partner, der nachbesprochen wird, diesmal ist es Schauspieler Jake Gyllenhall. „All Too Well“ erzählt von der unglücklichen kurzen Beziehung. Die Farbe Rot soll für intensive Emotionen stehen: Liebe, Eifersucht, Frustration.
Country ist tot
2014 ist das Jahr, in dem Country stirbt. Zumindest in Taylor Swifts Schaffen. Da bringt sie das nach ihrem Geburtsjahr betitelte Album „1989“ heraus. Es ist auch eine Geburt – die eines Popstars. Man hört Synthesizer, Drums, eine polierte Produktion von zu Hymnen taugenden Liedern, bei der Hitgaranten wie Max Martin und der ihr auch weiter als Kollaborateur verbundene Jack Antonoff mitgewirkt haben. Der wohl größte Ohrwurm dieser Ära ist „Shake It Off“ – man sah zuletzt gar Prinz William ausgelassen dazu tanzen.
Wut mit Schlangen
Was in dessen Text noch locker genommen wird („Haters gonna hate, I shake it off – Wer mich hasst, wird mich immer hassen, das schüttle ich einfach ab“), bauscht sich in der anschließenden „Reputation“-Ära (ab 2017) zu anderen Gefühlsausbrüchen auf. Auf diesem Album geht es – im Klang von Hiphop, Trap und Electronic Dance Music – um Wut und Vergeltung. Beherrschend ist Swifts Abrechnung mit der öffentlichen Darstellung ihrer Fehde mit Rapper Kanye West – er hatte sie 2009 bei den MTV Music Awards in ihrer Preis-Annahme gestört und ihr abgesprochen, die Auszeichnung zu verdienen – und ihrem Gefühl, dass ihr danach Hass und Häme aus den Medien entgegengeschlagen war. Der größte Hit des Albums war „Delicate“. Die Ära ist an einer Vorliebe für Schlangenmotive zu identifizieren.
Politik in Pastell
Schon ein Jahr später begann die nächste „Era“ mit dem Album „Lover“. Die Dunkelheit von „Reputation“ wich Pastellfarben, Swift färbte sich sogar die Haarspitzen rosa. Klanglich ähnlich wie „1989“ finden sich hier auch politische Bestandsaufnahmen: über LGBTQI-Rechte, Feminismus und sogar Donald Trump. Das Album markiert einen wichtigen Moment der Selbstermächtigung: Es ist das erste, das nach ihrer Trennung von ihrem früheren Label Big Machine Records und dem folgenden Rechtsstreit über ihre Masterbänder erschienen ist.
Elf Alben in 18 Jahren hat Taylor Swift veröffentlicht. Im Konzert rekapituliert sie all diese in mehr als drei Stunden. Ihre Fans kommen in Outfits, die sich an den verschiedenen Äras orientieren.
2006 erschien ihr Debüt „Taylor Swift“, sie war 16 Jahre alt.
2009 „Fearless“
2010 „Speak Now“
2012 „Red“
Abkehr vom Country 2014 mit dem Album „1989“
Es folgen
2017 „Reputation“
2018 „Lover“
2020 „Folklore“ und “Evermore“
2022 „Midnights“
Zuletzt erschien
„The Tortured Poets Department“ (2024)
In Wien
gastiert Taylor Swift von 8. bis 10. August mit drei Shows
Geschichten erzählen
2020 veröffentlicht Swift zwei Alben, dennoch gelten beide als eine eigene Ära. „Folklore“ distanziert sich vom bunten Pop und stellt das Songwriting – das nun oft nicht-autobiografisch ist – in akustischen Arrangements und melancholischen Balladen in die Auslage. Die drei Songs „Betty“, „August“ und „Cardigan“ berichten etwa in drei Perspektiven von einem „Teenage Love Triangle“. Auf „Evermore“ konzentriert sie sich noch mehr auf das Geschichten-Erzählen in folkigem Soundtrack. Auf Tour sind diese Äras styletechnisch an fließenden Bohemien-Gewändern zu erkennen.
Schlaflose Taylor Swift
2022 war wieder Schluss mit Wehmut und gedrosseltem Tempo. Die „Midnights“-Ära kehrt zurück zum Synthesizer und zum Erfolgspop. Das Album rekapituliert Nächte, in denen Swift wachgeblieben ist, ob aus Glück oder Unglück. Das ist manchmal auch mit Selbstreflexion verbunden – wie der bekannteste Song „Anti-Hero“ beweist.
2024 wurde die musikalische Mitternacht schließlich abgelöst von „The Tortured Poets Department“. Die Song-Kompilation ist angelegt als Konzeptalbum über Liebeskummer und stellt Swifts Selbstverständnis als Lyrikerin in den Vordergrund. Die Ära der glänzend-geschrubbten Popschlager ist damit erstmal beendet.
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