Wie Taylor Swift mit ihren Fans kommuniziert
Es ist erst ein Phänomen der jüngeren Popkultur, dass Fans sich einen eigenen Namen geben. Es muss ja nicht gleich eine Armee sein, wie die „A.R.M.Y“ bei K-Pop-Fans oder die sektenhaft klingenden „Belieber“ – keine Sorge, das sind nur Justin Bieber-Anhänger. Die berühmteste und wohl auch größte Community sind aber aktuell die Swifties, die Fans von Taylor Swift. Ihre Reaktion auf die eigenständige Namensgebung zeigt schon die zwei Seiten des Megastars – nahbar und geschäftstüchtig: Zum einen fand sie es „adorable“, zum anderen hat sie den Begriff gleich markenrechtlich schützen lassen.
Die New York Times hat einmal geschrieben, dass Taylor Swift die Art, wie Stars Beziehungen zu ihren Fans haben, revolutioniert hat. Ein großer Faktor dabei ist, dass sie die Fans glauben lässt, alle – auch sie selbst - seien Teil einer großen Freundschaftsclique.
Der Song zum Armband
Buntes Symbol für den Erfolg dieser Strategie sind die Freundschaftsbänder, die ein wahrer Swiftie in rauen Mengen ums Handgelenk geschlungen hat, damit mit Gleichgesinnten getauscht werden kann. Die Idee hat ihren Ursprung in einer Textzeile des Songs „You’re on your own Kid“: „So, make the friendship bracelets, take the moment and taste it. You've got no reason to be afraid“. Und weil bei Swift nie irgendetwas in normalen Dimensionen vor sich geht, hat die Armband-Manie zur Folge, dass manchmal an ihren Auftrittsorten – etwa in Brisbane, Australien – die Plastikperlen rar werden.
Swift hat als Art Hymne sogar einen Song geschrieben, der dieses (Mädchen-)Gemeinschaftsgefühl beschreibt. In „Long Live“ geht es um Ehrlichkeit, gemeinsames Erinnerungen-Schaffen und ein Königreich, das man gemeinsam verteidigt. Um dieses Verhältnis zu unterstreichen, hat sie auch schon Fans zu sich nachhause eingeladen, etwa zu Vorab-Albumpartys. Sie weiß, wie man unvergessliche Fan-Events kreiert, der Premiere des Konzertfilms „The Eras Tour“ durften etwa 2200 Swifties gratis beiwohnen. Die Beziehung wurde auch im digitalen Raum gefestigt: Mitunter kommentierte die Sängerin früher zum Beispiel ein gepostetes Foto, in dem eins ihrer Alben gepriesen wurde. Swifties sind übrigens im Netz als besonders protektiv bekannt, bei Kritik an ihrer Säulenheiligen können sie schon einmal aggressiv im Kollektiv zurückschlagen.
Schlachtruf im Konzert
Swift hat mit ihrem beachtlichen Vermögen ganz handfest ihren Fans schon aus Schwierigkeiten geholfen: Sie hat für Uni-Kredite oder medizinische Behandlungen gespendet.
Die Wechselwirkungen der Fan-Star-Beziehung sind auch in Swifts Schaffen zu finden. Einen speziellen Moment ihrer aktuellen Tour gibt es nur, weil eine Anhängerin vorlaut war. Emily Valencia schrie bei einem Konzert in Pasadena „1,2,3, let’s go bitch“, bevor Swift zum Song „Delicate“ ansetzte. Das Video dazu stellte sie auf Twitter, wo ihm eine erstaunliche Karriere zuteil wurde. Überall auf der Welt ist nun bei den „Eras Tour“-Konzerten „1,2,3, Let’s go bitch“ der Schlachtruf für dieses Lied, und oft ist es Swift selbst, die ihr Publikum dazu ermuntert.
Eine Clique auf Rätselrallye
Manchmal wirkt die Swiftie-Community auch wie eine große Gruppe Schnitzeljäger. Die gemeinsame Suche nach versteckten Hinweisen, sogenannten Easter Eggs, die Swift tatsächlich zum Gaudium ihrer Jünger in ihren Songs versteckt, erzeugt natürlich auch ein Zugehörigkeitsgefühl. Diese Rätselrallye erfordert schon ein gerüttelt Maß an Wissen über die biografischen Einzelheiten der Sängerin. Groß ist dann das Hallo, wenn wieder ein berühmter Ex-Freund in den Liedtexten entziffert werden konnte. Lange machten sich die Swifties auch auf die Suche nach versteckten 13ern - das ist nämlich die Glücks- und Lieblingszahl ihrer Heldin. Mittlerweile hat sie das Numerologentum abgelegt, was die Fans nicht davon abhält, sich die 13 auf den Handrücken zu schreiben – wie es Swift lange tat.
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