"Tatort": Weidmannsheil in Münster

Bei der Jagdprüfung: Prof. Boerne (Jan Josef Liefers).
Neuer Fall aus Münster: "Fangschuss" - mit saufenden Journalisten, Jägerlatein und Haarausfall.

"Ideen braucht man, wenn die Fakten fehlen". Das ist nicht nur ein Zitat aus dem jüngsten "Tatort" von Sonntagabend, sondern galt den Drehbuchschreibern auch als Vorlage für die Arbeit am neuen Fall. Denn die Geschichte mit dem Titel "Fangschuss" rund um eine Futtermittelfabrikschweinerei, eine Haarwuchsmittelnebenwirkung und eine angebliche Tochter von Frank Thiel (Axel Prahl) klingt so, als wäre den Autoren auch nach einer Flasche Rotwein nichts Besseres eingefallen. Apropos Rotwein. Thiel zu seiner Assistentin Nadeshda: "Journalisten kommen erst nach einer Flasche Rotwein in Schwung. Saufen als Inspiration." Na dann, Prost!

Der Mord, die Ermittlungen passierten wie eh und je nebenbei. Das Wesentliche sind die Charaktere, bei denen stets neue Facetten hinzukommen. Und so entdeckte Professor Boerne (Jan Josef Liefers) plötzlich seine Waidmannsseele und seinen schütteren Haaransatz. Kollege Thiel wurde derweil mit dem möglichen Ergebnis eines Urlaubsflirts konfrontiert: Er soll vor 20 Jahren eine Tochter gezeugt haben, die nun mit blauen Haaren vor seiner Tür um Asyl bittet.

"Fangschuss" war zwar ein Krimi ohne erkennbare Handlung, dafür sehr unterhaltsam. Immerhin. Denn der "Tatort" aus Münster ist stets ein Lichtblick in der oft grauen, düsteren und langatmigen Welt der Krimi-Reihe. Die Pointen stimmen, das immer wieder aufs Neue aufkommende Gegenspiel zwischen Thiel und Boerne funktioniert noch immer prächtig. Und einen gesellschaftspolitischen Auftrag kennen sie in Münster nicht. Gut so.

Noch bis kommenden Sonntag in der ORF-TV-Thek - ab 20.15 Uhr.

Kommentare