Auch für das Publikum eine Herausforderung

Auch für das Publikum eine Herausforderung
Kritik. Jefta van Dinthe zeigte seine neue Arbeit "Plateau Effect" im Wiener Tanzquartier.

Raum, Masse und Macht: der schwedische Choreograf Jefta van Dinther und seine neue Arbeit „Plateau Effect“ für das in Stockholm beheimatete Cullberg Ballet ist ein gutes Beispiel für den weit gefassten Begriff von Choreografie, wie ihn das Tanzquartier Wien vertritt. Wer sich von der österreichischen Erstaufführung Ballett oder modernen Tanz erwartete, wurde enttäuscht.

Tatsächlich sind van Dinthers vielfach interpretierbare Choreografien eine Herausforderung gleichermaßen für Tänzer und Publikum. Im dreigeteilten „Plateau Effect“ passiert zunächst nicht viel, gibt es vor allem ein Stoffungeheuer als Hintergrund (Bühne: SIMKA), davor die Performer, singend, sprechend, jeder für sich. Sie lassen sich hängen, verstecken einzelne Körperteile, scheinen später permanent abzuheben, bäumen sich am Ende vergebens gegen das Aufblähen der Stoffmassen auf.

Eigenwillig

Im zweiten Teil schließen sich die Menschen wie in Zeitlupe zusammen, um die Materie zu bändigen. Die Stoffbahn wird auf Seilen aufgehängt und ergibt verschiedene Formen von bedrohlichen Wellen über schützende Zelte bis zu entfernten Sonnensegeln. Eine eigenwillige Choreografie entsteht, wenn Menschen und Material zum Sound Design von David Kiers in stets neuen bewegten Bildern verschmelzen.

Zuletzt wird aus dem Stoff ein riesiger Wurm geformt, der den Widerstand der hektisch agierenden Performer evoziert. Ob das verrückte Dauerzittern Angst oder maschinelle Betriebsamkeit symbolisiert, bleibt offen. Klar hingegen das Ende: Die gewaltige Mensch-Maschine bricht in dem Moment auseinander, in dem ein Individuum versucht, auszubrechen.

KURIER-Wertung:

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