"Tannhäuser": Gefangene im szenischen Brachland

"Tannhäuser" in der Wiener Staatsoper
Kritik: Richard Wagners "Tannhäuser" überzeugt im Haus am Ring nur in Ansätzen.

Darauf hatten sich Wagnerianer schon lange gefreut. Die Wiener Staatsoper hat wieder Richard Wagners "Tannhäuser" (Reprisen am 26. und 30. Oktober sowie am 2. November) auf dem Spielplan. Doch die erste Vorstellung der aktuellen Serie enttäuschte dann doch.

Das lag vor allem an Tenor Robert Dean Smith, der als Tannhäuser stimmlich viel schuldig blieb und keinen guten Abend hatte. Smith – für ihn gab es auch Buhs – begann bereits relativ schwach, hatte im zweiten Aufzug massive Probleme, rettete sich zuletzt immerhin tapfer über die "Rom-Erzählung" hinweg. Seine eng geführte, eher dem Liedhaften verpflichtete Stimme drohte – aller Phrasierung zum Trotz – immer wieder wegzubrechen; darstellerisch stand der Künstler auf verlorenem Posten.

Glanz und Elend

Denn die einst vor allem psychoanalytisch motivierte Inszenierung von Claus Guth ist nach der erst 15. Aufführung längst in ihre Dekorationsbestandteile zerfallen. Da braucht es schon einen Sänger vom Format Christian Gerhahers, der als Wolfram von Eschenbach vokale wie szenische Glanzlichter setzte. Gerhahers schöner, intakter, kultivierter Bariton ist ideal für diese Partie; in Sachen Rollengestaltung weiß Gerhaher zu überzeugen.

Weit mehr Mühe hatte da Iréne Theorin als gefährlich ausgesungene, zu wenig präsente Venus; als Elisabeth gab die Sopranistin Camilla Nylund ein respektables Rollendebüt. Sehr sicher gestaltete sie die berühmte "Hallen-Arie"; ganz perfekt passt Nylund diese Rolle aber nicht.

Stärker präsentierten sich andere Protagonisten: So ist Kwangchul Youn ein tadelloser, mächtiger Hermann, der auch einen echten Charakter zu formen versteht. Norbert Ernst als Walther von der Vogelweide, Sorin Coliban als Biterolf sowie James Kryshak (Heinrich), Dan Paul Dumitrescu (Reinmar) und Annika Gerhards (Hirte) sowie der mächtige Chor erfüllten ihre Aufgaben tadellos.

Und das Orchester? Dirigent Peter Schneider setzte am Pult der präzisen, kompakten Musiker auf sehr langsame Tempi, kostete bereits die Ouvertüre extrem aus, modellierte Wagners Partitur sorgfältig bis ins kleinste Detail. Das ging zwar mitunter auf Kosten der Spannung und der Dramatik, ist aber eine in sich plausible, stimmige Werksicht. Freundlicher Applaus für einen noch ausbaufähigen Wagner-Abend.

KURIER-Wertung:

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