In Turnschuhen gegen die Waffenlobby
Guten Abend meine Damen und Herren!" - bei seinem zweiten Wien-Besuch in eineinhalb Jahren begrüßt Autor T.C. Boyle das Publikum bereits auf Deutsch. "Hart auf Hart" heißt sein neuer Roman, an dessen Beginn er ein Zitat von David Herbert Lawrence stellt: "Die amerikanische Seele ist ihrem Wesen nach hart, einzelgängerisch, stoisch und ein Mörder. Sie ist noch nicht geschmolzen." Aus dieser pessimistischen Einstellung gegenüber der amerikanischen Gesellschaft und Politik macht der US-Erfolgsautor auch bei seiner Lesung im Gartenbaukino kein Geheimnis.
Lebhaft
Sein Auftritt ist weniger Lesung, sondern vielmehr eine Performance. Nach dem kurzen Einführungsgespräch erhebt sich der 66-Jährige, tritt in schwarzem Anzug und roten Turnschuhen ans Pult und liest das erste Kapitel seines Romans - schnell, lebhaft und immer wieder wild gestikulierend. Der 17 Jahre jüngere Dirk Stermann, der anschließend aus der deutschsprachigen Ausgabe liest, wirkt gegen den euphorischen Boyle wie ein müder, alter Herr. Das Publikum ist in jedem Fall begeistert. Denn obwohl auch sein neuer Roman eigentlich eine Geschichte von Gewalt und zerplatzten Träumen erzählt, schafft es Boyle mit viel Sprachwitz, seine Zuhörer zu erheitern.
Während "Hart auf Hart" hierzulande bereits auf den Bestseller-Listen zu finden ist, ist "The Harder They Come" (Titel der Originalausgabe) in Amerika übrigens noch gar nicht auf dem Markt. Wie Vielschreiber Boyle in einem Interview sagte, wollte der US-Verlag die Veröffentlichung von Boyles 25. Buch hinauszögern, um die Leser noch etwas auf die Folter zu spannen.
Was KURIER-Literaturkritiker Peter Pisa von "Hart auf hart" hält, lesen Sie hier.
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