"Ist das normal“, fragt Connell. „Nein, ist es nicht“, sagt Marianne.
Es ist ja auch wirklich nichts normal, wenn man zwischen den letzten Tagen der Schule und dem Rest des Lebens steht. Es ist alles kompliziert und leicht und tief und high und lebensentscheidend und irrelevant zugleich.
Es ist genau deshalb dann doch normal. Derart „Normal People“, normale Menschen, beschreibt Sally Rooney in ihrem gleichnamigen Buch.
Normale, das heißt: hilflose, getriebene, gelangweilte, vor Glück übergehende Menschen, die sich in das größte Abenteuer stürzen: die Liebe. Und die in diesem untergehen, auftauchen, gemeinsam nach Luft schnappen – und sich allzu oft auch gegenseitig unter Wasser drücken. Rooney fängt deren Normalität derart präzise ein, dass sie längst zur literarischen Stimme ebendieser Generation ausgerufen wurde.
Hier geht es um Marianne und Connell.
Die kennen einander von der Schule, sie ist reich, er ist arm, sie ist Außenseiterin, er wäre gern normal und geniert sich deshalb für die entstehende Beziehung. Und mit dem Schulabschluss im irischen Kaff beginnt eine leise, tragische, hochromantische, oft lakonische On-off-Beziehung. Die kann nun auch in der gleichnamigen TV-Serie (abzurufen bei Starz Play via Amazon Prime) mitdurchlebt werden. Es lohnt sich.
Fix nicht zusammen
Marianne (Daisy Edgar-Jones) und Connell (Paul Mescal) umkreisen einander, missverstehen einander, lieben einander. Und sind fix (nicht) zusammen: Das Leben passiert ihnen, und manchmal mehr davon, als ihnen lieb ist. Denn als junger Mensch hat man noch Erfahrungen über sich zu machen, die durchaus auch dunkel sein können.
Es gibt, wie das so ist, wenn man jung ist, viel Sex.
Rundherum Liebe, Glück, Drama, Tränen.
Es passiert nicht viel.
Und doch alles, was ein Leben ausmacht.
Aus der Leseerfahrung heraus ist man kurz überrascht: Die beiden sind, die Bilderwelt hat sich durchgesetzt, schon einen Hauch zu schön gecastet, denkt man.
Am Ende, nach zwölf Folgen, aber fühlt man sich korrigiert: Edgar-Jones und Mescal sind ideal besetzt, sie umspielen einander mit trockenem Humor und, am Schluss, mit jener Art von Romantik, die nur in vielen Jahren wächst.
Denn die Handlung springt, mit oftmals langen Pausen („sechs Monate später“, steht dann da), durch viele Jahre. Man begleitet die beiden durch die Studienzeit, auch durch viele Beziehungen, die sie haben – miteinander, mit anderen.
Durch die vielen Wiedersehensmomente, die alle einen unterschiedlichen emotionalen Beigeschmack haben. Man verkostet die Phasen einer Beziehung.
Wachrütteln
Und erfreut sich an den Augenblicken, in denen sie einander retten. Und in den Momenten, in denen sie einander verraten (ein Mal, das entscheidende Mal, dadurch, dass sie beide nichts sagen), möchte man sie wachrütteln, fragen, ob sie denn gar nichts mitbekommen.
Man muss sie aber in ihre Erfahrungen hinein loslassen, wohl wie eigene Kinder, denen man das alles auch nicht abnehmen kann. So, wie es halt normal ist.
"Cursed – Die Auserwählte“: Ein Schwert, das einen Namen trägt
Mit Serien wie „The Witcher“ und „Der Brief für den König“ hat das Streamingportal Netflix das Genre des historischen wie blutigen Fantasy-Märchen-Spektakels für sich entdeckt. Das Problem dabei: Die Nachfrage nach neuem Serienstoff in diesem Bereich ist groß, das Angebot aber dürftig.
Da gute Geschichten nicht einfach zu bekommen sind, bedienen sich Produzenten und Drehbuchautoren gerne bei bereits vorhandenem Material. Vor allem die MärchenSchatzkammer, prall gefüllt mit Sagen und Mythen, scheint eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration zu sein.
Für die ab Freitag abrufbare Netflix-Serie „Cursed – Die Auserwählte“ wurde eine dieser bedeutungsschwangeren Heldengeschichten einfach umgeschrieben.
Die Rede ist von Erzählungen rund um die Sagengestalt Arthur, der das Schwert „Excalibur“ aus dem Stein zog und damit zum rechtmäßigen König aufstieg. Die sich (vorerst) auf eine Staffel mit zehn Folgen ausbreitende Neuinterpretation erzählt diese Geschichte aber anders: In „Cursed“ steht das junge wie hübsche Mädchen Nimue (Katherine Langford) im Mittelpunkt einer Zauberwelt.
Sie ist mit einer geheimnisvollen Gabe gesegnet, kann eins mit der Natur werden, lässt Bäume für sich töten und kann mit Tieren sprechen. Sie ist dazu bestimmt (oder verdammt), zur mächtigen (und tragischen) Herrscherin zu werden. Dabei soll ihr ein mächtiges Schwert, das Nimue nach dem Tod ihrer Mutter zum Zauberer Merlin (Gustaf Skarsgård) bringen soll, den Weg weisen. Aber so einfach ist das natürlich nicht, auch wenn ihr mit dem Söldner Arthur (Devon Terrell) ein Verbündeter zur Seite steht.
Bevor die seichte, mit billigen Spezialeffekten ausgestattete Heldinnengeschichte beginnt, muss man sich erst einmal durch ein schlechtes Goth-Rock-Intro quälen, das bei weiteren Folgen zum Glück übersprungen werden kann.
Eine Serie, die man locker auslassen kann.
Serienstarts ganz kurz
How To Sell Drugs Online (fast). Die zweite Staffel der erfolgreichen und sehenswerten deutschen Serie ist ab Dienstag (21. Juli) auf Netflix abrufbar. Im Zentrum steht erneut der deutsche Schauspieler und ROMY-Gewinner Maximilian Mundt: Er spielt den blassen Computer-Nerd Moritz, der aus Liebeskummer und anderen seelischen Kränkungen einen Drogenring im Darknet (also dem verschlüsselten, meist illegalen Teil des Internet) aufzieht. „How To Sell Drugs Online fast(er)“ ist das Motto der zweiten Staffel. Mehr über Staffel 2 gibt es kommende Woche an dieser Stelle zu lesen.
Absentia. Eine tödliche Verschwörung und der gefährliche Wettlauf gegen die Zeit: FBI-Agentin Emily Byrne (Stana Katic) steht in den neuen Episoden von „Absentia“ vor ihrer bisher größten Herausforderung. Die dritte Staffel startet am 17. Juli exklusiv bei Amazon Prime Video.
Dr. Stone. Nach einem mehrere Tausend Jahre langen Schlaf beschließen die Freunde Senku und Taiju, die versteinerte Welt mithilfe von Wissenschaft wieder aufzubauen. Animeserie nach dem gleichnamigen Manga. Ab 12 Jahren. Auf TNT Comedy via Sky.
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