7 Punkte für mehr Durchblick beim "Stranger Things"-Finale
Ikonisches Bild aus den Anfängen von "Stranger Things": Mithilfe einer Weihnachtslichterkette kann Will mit seiner Mutter aus der Schattenwelt Kontakt aufnehmen.
Vor neun Jahren veröffentlichte Netflix etwas, das dem Streamingdienst einen Riesenerfolg und dazu das Image mutiger Kreativität einbrachte. „Stranger Things“, die Serie über eine Gruppe Kinder, die sich (damals nur) mit einem verschwundenen Freund und einem aus dem Nichts aufgetauchten Mädchen mit telekinetischen Kräften konfrontiert sahen, geht am Donnerstag in die finale fünfte Staffel. Hier ein paar Erinnnerungshilfen für alle, die sich dann auskennen wollen, aber keine Zeit haben, über 30 Stunden vorangegangene Folgen zu bingen. Daher für Neueinsteiger ab hier: Achtung, Spoilerwarnung.
Krisenbesprechung zur finalen Monsterschlacht in Staffel 5 von "Stranger Things"
Die Kleinstadt und ihre Parallelwelt
„Stranger Things“ spielt in den 1980ern (Staffel 1: 1983, Staffel 5: 1987) im fiktiven Örtchen Hawkins im US-Bundesstaat Indiana. Dort gibt es alles, was man von US-Kleinstädten (aus Filmen) kennt: eine Highschool, eine Polizeistation, Einfamilienhäuser mit und ohne Pool, eine Pizzeria, Kürbisfarmen, einen Wald. Aber es gibt auch ein streng bewachtes Labor. Da öffnet Eleven/Elf mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten in der ersten Staffel ein Tor in eine andere Dimension. Dort – im sogenannten „Upside-Down“ – ist die alternative Version von Hawkins, aus der allerlei Unheil droht. Der Großteil der Bewohner von Hawkins weiß nicht, welche Unsagbarkeiten passieren: Mal ist offiziell ein Großbrand, mal ein Erdbeben schuld an den doch recht zahlreichen Todesfällen.
Das Upside-Down
In der deutschen Synchronisation Schattenwelt genannt, ist es ein düsteres Gegenuniversum, das wie eine umgedrehte Kehrseite an der realen Welt klebt. Man erkennt, dass man sich in ihm befindet – bzw. dass es sich ausgebreitet hat –, wenn graue Flankerl herumfliegen. Im Upside-Down gibt es eine Art Alarmsystem aus schleimig-grauen Schlingpflanzen, die bei Berührung wie eine Schwarmintelligenz andere Monster oder Oberbösewicht Vecna in Stellung bringen. Die Monster sind hitze- bzw. feuerempfindlich. Man kann mit elektrischen (Licht-)Signalen aus der Schattenwelt kommunizieren. In einer der ikonischen Szenen der ersten Staffel macht das Will: Seine Mutter (Winona Ryder) hat eine Lichterkette mit Buchstaben versehen und erhält so eine Warnung von ihm.
Damals, in Staffel 1: Elfs Gehirn wird vermessen, während sie versucht, eine Coladose nur mit ihren Gedanken zu zerdrücken.
Die Freunde
Ein Freundeskreis junger Burschen ist das Zentrum der Serie, und sie wiederum haben ein Epizentrum. Das ist Elf, das Mädchen, das aus dem Labor entkommen ist. Die Zahl Elf ist auf ihr Handgelenk tätowiert. Später erfährt man, dass sie Jane heißt. Mit ihr wurden wegen ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten Versuche gemacht – sie kann mit Gedankenkraft Dinge (und Menschen) bewegen und telepathisch ins Bewusstsein anderer eindringen. Sie rettet die Gruppe meist aus ausweglosen Situationen.
Will wird in der ersten Staffel in die Schattenwelt entführt und kann gerettet werden. Er hat aber fortan eine Verbindung (spürbar in seinem Genick) mit der Monstermenagerie des Upside-Down. Die macht sich besonders bemerkbar, als das Monster in Staffel 2 von ihm Besitz ergreift und schließlich von seiner patenten Mutter mithilfe einer Menge Heizstrahler entfernt werden kann. Der Trailer zur 5. Staffel lässt vermuten, dass der Konnex zwischen Vecna und Will noch einmal eine wichtige Rolle spielt.
Wie Wills drei Freunde Mike, Lucas, Dustin ist er Außenseiter. Sie sind Nerds und spielen das eher unhippe Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ – aus dem sie die Namen der Monster generieren. Mit ihrer naiven Kampfkreativität sind sie trotz ihrer Jugend besser gegen die Bedrohung gewappnet als das Militär. Gut, sie haben auch eine Superheldin an der Seite.
Mike hat eine besondere Bindung zu Elf, sie werden schließlich auch ein Paar. Eine weitere wichtige Person für sie ist Sheriff Jim Hopper, der sie "adoptiert" und vor der Welt versteckt. Der wiederum schwärmt für Wills Mutter. Das beruht nach Anlaufschwierigkeiten auf Gegenseitigkeit und führt dazu, dass Joyce mehrfach ihr Leben riskiert, um Hopper aus dem russischen Gulag zu befreien. Amouröse Verstrickungen gibt es auch zwischen Lucas und Maxine. Das Mädchen aus schwierigen Familienverhältnissen stößt in Staffel 2 zum Freundeskreis hinzu.
Dustin entwickelt über die vier Staffeln eine besondere Freundschaft mit Steve. Der Bursche mit der perfekten Haartolle ist in Staffel 1 noch einer von den Cool Kids, der Mikes ältere Schwester Nancy erobert. Bei ihrem Stelldichein bemerkt Nancy nicht, dass ihre Freundin Barb ins Upside-Down gezogen wird - eine Fehleinschätzung der Prioritäten, die sie lange verfolgen wird. Steve rutscht eher unfreiwillig in die Clique der Monsterbekämpfer und hadert mit seinem Image als "Babysitter". Als ungleiches Paar sind Dustin und er aber ein gleichzeitig witziges und rührendes Gespann. Nancy, die einzige in der Truppe, die ein Gewehr bedienen kann - Steve hat einen Baseballschläger mit Nägeln zu einer Art Morgenstern umgebaut - , kommt schließlich mit dem zurückgezogenen älteren Bruder von Will, Jonathan, zusammen.
Nicht zu vergessen ist die wohl frechste kleine Schwester der jüngeren TV-Geschichte, Erica. Das bekommt nicht nur ihr Bruder Lucas zu spüren, sondern vor allem Murray Bauman - der nützliche Verschwörungstheoretiker mit Russischkenntnissen.
Superheldin ohne Cape: Elf in Staffel 5, erwachsener und mit mehr Macht, aber immer noch mit Nasenbluten.
Die Monster
Die Ungeheuer steigern sich von Staffel zu Staffel. Sind es in der ersten „nur“ menschenfressende Wesen mit blumenförmigem Kopf (Demogorgons) und in der zweiten dasselbe in vierbeinig (Demohunde), wird es später ganzheitlicher. Der Gedankenschinder („Mindflayer“) ist eine gigantische Spinne aus schwarzem Gewölk, die sich eine Armee aus gedankenkontrollierten Zombies aufbaut und sich aus geschmolzenem Menschenfleisch neu zusammensetzen kann. Ja, grauslich. Diese alle werden aber kontrolliert von Vecna, dem Endgegner der nun nicht mehr so kleinen Kinder. Auch er war im Labor eingesperrt, er ist Eins. Seine Kräfte sind ähnlich wie die von Elf. Aber er hat damit bereits 1959, als er Henry hieß, seine halbe Familie getötet. Nach einem Massaker im Labor verbannt ihn Elfs Dimensionen erschütternde Wut in die Schlingpflanzenhölle. Dort soll er bleiben: Doch beim Verschließen des Portals durch Elf bleibt ein Rest Schattenunheil zurück in der echten Welt – und dass die Russen (Kalter Krieg!) dann erneut aufbohren, hilft auch nicht.
Vecna nutzt Geheimnisse und Schuldgefühle von Jugendlichen, um sich ihnen telepathisch anzunähern und sie brutal zu töten. Sein letztes Opfer soll Maxine sein. Elf verhindert (wieder einmal), dass sie stirbt. Am Ende von Staffel 4 haben die Freunde Vecna vorerst abgewehrt – aber mehrere Bruchlinien ins Upside-Down ziehen sich durch Hawkins und Maxine liegt im Koma.
- Teil 1 (Folge 1 - 4): 27. November 2025, 2:00 Uhr früh
- Teil 2 (Folge 5 - 7): 26. Dezember 2025, 2:00 Uhr früh
- Teil 3 (Folge 8): 1. Jänner 2026, 2:00 Uhr früh
Die Film-"Ahnen"
Die Serie ist gespickt mit Anspielungen auf Filme, die einen zurück ins Lebensgefühl der 80er transportieren. Elf, die von Mike versteckt wird, eine blonde Perücke aufgesetzt bekommt, Flucht der Freunde mit dem Fahrrad - ein klarer Hinweis auf "E.T.". Mehrfach gehen die Freunde einen Pfad im Wald entlang und unterhalten sich - das erinnert an die Stephen-King-Verfilmung "Stand By Me" (in der auch ein vermisster Bub gesucht wird). "Poltergeist" wird erwähnt, Joyce verspricht Will, mit ihm ins Kino zu gehen - bevor sich ihr eigenes Haus in ein lichterflackerndes Pendant verwandelt. Die telepathischen Angriffe Vecnas erinnern an "Nightmare on Elm Street" - passenderweise wird Henrys Vater von "Freddy Krueger" Robert Englund gespielt. Mike, Will, Dustin und Lucas gehen zu Halloween als "Ghostbusters". An die "Gremlins" kann man denken, wenn Dustin in Staffel 2 eine Art Lurch aufnimmt, der sich schließlich zu einem gefräßigen Demohund entwickelt.
Barb hatte nur wenig Bildschirmzeit vor ihrem Tod, genießt aber Kultstatus bei den Fans.
Die legendären Toten
"Stranger Things" geht recht gnädig mit seinen Hauptfiguren um. Keiner wurde bis dato endgültig aus dem Leben gerissen. Fans betrauern in dieser Serie aber auch Nebenfiguren mit Hingabe. In Staffel 1 wird Barb, eine fleißige Schülerin mit Ede-Zimmermann-Brille, uncool und stolz darauf, durch einen Pool ins Upside-Down gezogen und wird – anders als Will – nicht gerettet. Bei Fans entwickelte sich Barb trotz ihren wenigen Minuten Bildschirmzeit zur Kultfigur – das überraschte die Macher der Serie, die Duffer-Brüder. Netflix bestand darauf, dass die Figur nicht vergessen wird. Also blieb sie durch die Schuldgefühle ihrer Freundin Nancy lange Zeit weiter präsent. In Staffel 4 stirbt Eddie, Heavy-Metal-Fan, Grantscherm und unschuldig des (Serien-)Mordes Verdächtigter. Er opfert sich einem Schwarm von Demofledermäusen als Ablenkung, um den anderen mehr Zeit in der Schlacht zu verschaffen. Und das, nachdem er kurz zuvor gesagt hat: "Wir sind keine Helden."
Die Songs
Kurz vor seinem Heldentod schnappt sich Eddie die E-Gitarre und spielt mitten im blutroten Unterwelt-Gewitter den Metallica-Song „Master of the Puppets“. Ein anderes Lied war aber noch wichtiger in dieser Staffel: Kate Bushs „Running Up That Hill“, natürlich im Original-Walkman gehört, hat die Macht, Maxine vor den Gedankenübergriffen Vecnas zu schützen.
Einen unvergesslichen Auftritt hat „Neverending Story“ von Limahl am Ende von Staffel 3. Dustin muss es zu einem Zeitpunkt, der „denkbar ungünstig“ neu definiert, am Funkgerät mit seiner – bis dahin von all seinen Freunden als fiktiv angenommenen – Freundin Suzie singen, bevor diese mit einer Zahl, die nur Mathe-Freaks kennen, die Welt rettet. Eine großartige Szene, die Humor, Spannung, Emotion, Popkultur und völligen Wahnsinn vereint – und den Kern der Popularität von „Stranger Things“ illustriert. Wenn man nur eine Szene als Vorbereitung anschauen will, dann sollte es diese sein.
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