Strache-Video: Was ist das "Zentrum für politische Schönheit"?
Neben den Folgen für die heimische Innenpolitik wirft das Strache-Video eine weitere Frage auf: Wer hat es gedreht? Dies lässt allerlei politischen Spin zu. Die Spekulationen sind mannigfaltig, auch Kanzler Sebastian Kurz lässt sich darauf ein, das Video in die Nähe des ehemaligen SP-Beraters Tal Silberstein zu verorten. Auch über eine Beteiligung des Satirikers Jan Böhmermann wird spekuliert. Weniger bekannt, aber auch genannt: das "Zentrum für politische Schönheit" (ZpS), das eine Beteiligung jedoch dementiert.
Diese deutsche Gruppierung (hier ist die Webseite) besteht aus rund 70 Aktionskünstlern, die schon mit allerlei spektakulären Interventionen auf sich aufmerksam gemacht haben. So haben sie u.a. ein Holocaust-Mahnmal (siehe Artikelbild) am Nachbargrundstück des AfD-Abgeordneten Bernd Höcke gebaut. Die 24 Stelen waren ein verkleinerter Nachbau des Holocaust-Mahnmals in Berlin. Höcke hatte letzteres zuvor ein "Denkmal der Schande" genannt.
Gegen das ZpS wurde daraufhin ein Verfahren wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" eingeleitet - ein Novum gegen eine Künstlergruppe. Dieser Angriff auf die Freiheit der Kunst sorgte in Deutschland für viel Kritik und auch politische Verwerfungen. Dem Staatsanwalt wurden einseitige Ermittlungen vorgeworfen. Mehr als 100 Kunstschaffende werteten die Ermittlungen in einem offenen Brief als Angriff auf die Meinungs- und Kunstfreiheit.
Für die Aktion „Die Toten kommen“ wurden an den europäischen Außengrenzen verstorbene Flüchtlinge exhumiert und mit dem Einverständnis ihrer Familien nach Berlin überführt.
Eigendefinition: "Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit"
Das ZpS sieht sich selbst laut Webseite als "eine Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit, politischer Poesie und menschlicher Großgesinntheit". Die Beteiligten haben den Konsens, dass "die Lehren des Holocaust durch die Wiederholung politischer Teilnahmslosigkeit, Flüchtlingsabwehr und Feigheit annulliert werden", und arbeiten demnach "an der Zukunft des politischen Widerstands im 21. Jahrhundert (,aggressiver Humanismus'), setzen auf Menschlichkeit als Waffe und experimentieren mit den Gesetzen der Wirklichkeit. Widerstand ist eine Kunst, die weh tun, reizen und verstören muss."
Letzteres träfe auf das Strache-Video natürlich zu. Das ZpS war wegen eines Twitter-Accounts, der mit der Affäre in Berührung steht, mit der Veröffentlichung in Verbindung gebracht worden, dementierte aber.
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